Ep. 28 – Gespräch mit Daniela Spiegel

Shownotes

Wer heute in Weimar Architektur oder Urbanistik studiert, kommt an der Baugeschichte nicht vorbei. Daniela Spiegel erzählt in dieser Episode, wie sie mit viel Schwung und noch mehr Sachverstand Studierende für Jahrhunderte von Baugeschichte und Denkmalpflege begeistert – ohne sich dabei auf ein Podium zu stellen. Ob als Tischübung oder Stadtrundgang: Lernen wird hier zur gemeinschaftlichen Spurensuche. Im Gespräch mit Simon Frisch schildert die Professorin, warum sie lieber auf chronologische Ordnung statt auf Listenreferate setzt, wie sie eine Vorlesung aufbaut, die zum Mitdenken animiert – und was eigentlich passiert, wenn Scharierung mit dem 19. Jahrhundert verwechselt wird. Daniela Spiegel spricht über Momente des Gelingens und der Überforderung, über Prüfungsformate, Materialsammlungen, Pflichtveranstaltungen und darüber, warum es in der Baugeschichte nicht nur um Kathedralen und Paläste geht, sondern auch um Normalität, Alltagsarchitektur – und um den Mut, Dinge (noch) nicht zu wissen.

Unser Host: Dr. Simon Frisch ist Vizepräsident für Lehre und Lernen an der Bauhaus-Universität Weimar und er leitet die Dozentur für Film- und Medienwissenschaft. Er interessiert sich besonders für die spezifische Praxis der Theorie und für die ostasiatischen Wegkünste sowie die Spaziergangswissenschaft als Perspektive und Methode in Lehre und Forschung.

Mitwirkende: Host: Simon Frisch Sound-Design und Schnitt: Jonas Rieger, Laura Khachab, Moritz Wehrmann Musik: Sebastian Lederle Artwork: Andreas Wolter Fotografie: Hélène Dal Farra Ton und Technik: Steven Mehlhorn, Moritz Wehrmann Marketing und Social Media: Claudia Weinreich, Marit Haferkamp Juristische Beratung: Laura Kister Transkript: Laura Khachab Produzentin: Nicole Baron Distribution: Ulfried Hermann, Jonas Rieger

Folgenwebsite: www.uni-weimar.de/lehre-podcast

https://www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/professuren/denkmalpflege-und-baugeschichte/professur/mitarbeiterinnen/daniela-spiegel/

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Daniela Spiegel

Simon Frisch

Das Mikrofon ist aufgegangen und zwei Stimmen treten auf und die Stimme, die sie jetzt gerade hören, die sie begrüßt, euch begrüßt, gehört Simon Frisch, dem Vizepräsidenten für Lehre und Lernen an der Bauhaus Universität und dem Dozent für Film und Medienwissenschaft.

Die beiden Rollen zähle ich auf. Ich bin natürlich noch Vater von Kindern und Onkel von. Ne, Onkel bin ich gar nicht, natürlich nicht und so weiter. Aber in diesen Funktionen spreche ich hier alles gar nicht. Das ist immer ganz interessant, weil sonst müsste ich natürlich über ganz andere Dinge sprechen, sondern nur in diesen beiden Rollen, die ich am Anfang aufgezählt habe. Und ich freue mich, heute habe ich Daniela zu Gast. Ich freue mich, dass du hier bist.

Als wer wirst du denn mit mir sprechen?

Daniela Spiegel

Hallo Simon, ich denke, ich möchte mit dir auch in der Rolle als Lehrende sprechen. Also auch ich bring natürlich verschiedene Rollen mit als Mutter, Kind, Frau, Freundin, alles mögliche. Heute bin ich in meiner Funktion als Mitarbeiterin der Bauhaus Universität und das kann ich auch gerne noch ein bisschen spezifizieren. Ich habe hier die Professur für Denkmalpflege und Baugeschichte.

Simon Frisch

Ausgezeichnet sehr schön. Denkmalpflege und Baugeschichte. Was mich eigentlich am meisten interessiert hat oder als erstes interessiert hat, kam mir in den Kopf, in welchen Formaten du alles lernst. Lehrst? Ja, beim Lehren lernt man ja auch, aber ich habe mich versprochen, lehrst meinte ich.

Daniela Spiegel

Also eigentlich in ganz vielen Formaten und vor allen Dingen auch in unterschiedlichen Studiengängen, weil die Denkmalpflege per se ist ja eine sehr interdisziplinäre Angelegenheit und dementsprechend wird sie auch in unterschiedlichen Studiengängen gelehrt. Wir haben ja jetzt hier an der Bauhaus Uni keinen Studiengang Denkmalpflege, den gibt es auch, aber dann in Bamberg und in Berlin und in anderen Universitäten. Hier unterrichte ich vor allen Dingen in der Architektur, im Bachelor und im Master und in der Urbanistik und da vorwiegend im Bachelor. Und an Formaten ist eigentlich die gesamte Bandbreite vertreten, angefangen von Vorlesungen, Pflichtvorlesungen im Bachelor und im Master. Das ist einerseits die Baugeschichte und andererseits die Denkmalpflege, also sozusagen entsprechend der Denomination der Professur sind diese beiden Gebiete mit Vorlesungen vertreten. Dann gibt es Seminare unterschiedlichster Art, ab und an macht man mal auch irgendwie einen Workshop, das aber ehrlich gesagt eher seltener. Und dann sind es Projekte, die unterschiedlich sein können.

In der Architektur können das sowohl Entwurfsprojekte sein und in der Urbanistik sind es dann sogenannte Planungsprojekte. Aber all dies tue ich nicht alleine. Also die Vorlesungen, die mache ich alleine und auch ein Seminar kann ich durchaus alleine machen. Aber der Klassiker ist gerade bei den Projekten und auch bei den bei manchen Seminaren, dass wir das im Team tun, zu zweit, mitunter auch zu dritt, weil sich das nicht nur bewährt hat in logistischer Hinsicht, sondern weil es eigentlich für uns auch ganz wesentlich ist, die Interdisziplinarität da eben dadurch mit reinzubringen. Weil meine beiden Mitarbeiterinnen sind beides gestandene Architektinnen und ich bin aber Kunsthistorikerin. Insofern, wir bringen diese unterschiedlichen Blickweisen, die es für die Denkmalpflege braucht, so im eigenen Stall quasi mit. Und ich schätze das eben auch sehr, dass man miteinander Dinge vorbereiten und währenddessen besprechen und streamlinen kann und sich rückkoppeln.

Also ich bin nicht so gerne Einzelkämpferin, was die Entwicklung auch von Projekten angeht, die ja meistens einen, ich will nicht sagen experimenteller Charakter ist irgendwie zu hoch gegriffen, aber man weiß mitunter nicht, wo die Reise hingeht und lässt es offen und entwickelt es eben gemeinsam. Und da ist total wichtig, sich nochmal jemanden zu haben, mit dem man sich besprechen kann. Findest du auch, wir sollten oder irgendwie ist das eine gute Idee? Und vor allen Dingen in der Rückschau, hat das funktioniert oder nicht?

Simon Frisch

Sehr schöne ganze Bandbreite. Also interdisziplinär hast du gesagt und dann eigentlich schon jetzt die Antwort gegeben oder zumindest eine Antwort Architektur, Kunstgeschichte und wenn ich das richtig auch Urbanistik. Also das sind die Disziplinen, die sich in deinem Bereich berühren, überschneiden, die da miteinander in Verbindung treten.

Daniela Spiegel

Ja, also wir lernen in der Urbanistik. Wir haben jetzt im Team derzeit niemanden, der selber Urbanistik studiert hat. Das nicht, sondern da sind die beiden Disziplinen vertreten. Ich selber bin ja jetzt irgendwie auch nicht mehr so rasend jung, insofern komme ich noch aus dem Vor-Bologna-System. Das heißt, ich habe ganz klassisch ein Hauptfach und zwei Nebenfächer studiert. Und dementsprechend hatte ich eben die Kunstwissenschaft als Hauptfach und klassische Archäologie und italienische Literaturwissenschaft als Nebenfächer. Literaturwissenschaft, also italienische Literaturwissenschaft.

Und dann habe ich anschließend noch einen Aufbaustudiengang gemacht, also heute würde man sagen postgradualen Master, aber das war damals eben ja noch kein Master, sondern es war einfach ein Aufbaustudiengang, der dann mit einem Zertifikat endete und das war Denkmalpflege. Und das hat dann dazu geführt, dass ich auch in die Lehre dann irgendwie gekommen bin. Und ich habe eigentlich immer nur in der Architektur unterrichtet und dann eben auch natürlich in der Urbanistik auch. Aber ich habe selber, obwohl ich Kunsthistorikerin bin, nie in der Kunstgeschichte selber gelehrt.

Simon Frisch

Ja, ja, OK. Also die Fächer, in denen du unterrichtest, das ist die eine Interdisziplinarität und die andere, das ist die Zusammensetzung eurer Teams. Das sind andere, weil da die Kunstgeschichte eine Rolle spielt. Und in der Kunstgeschichte unterrichtest du aber gar nicht. Aber du bist die Kunstgeschichtlerin, die die kunstgeschichtliche Expertise in deine Lehre einbringt, gemeinsam mit den Architektinnen in deinem Team.

Daniela Spiegel

Richtig. Wobei ich natürlich jetzt irgendwie auch noch mal ein bisschen einschränken muss, weil ich glaube, als so richtige Kunsthistorikerin würde ich mich gar nicht mehr bezeichnen. Ich würde sagen, ich bin Architekturhistorikerin.. Man kann mich jetzt irgendwie nicht unbedingt vor den. Ich kann auch sagen, was mir zu einem Rubens einfällt, aber da habe ich jetzt nicht die Expert, es dafür notwendig wäre, so die gesamte Bandbreite an Kunstgeschichte zu lernen. Da bin ich einfach zu früh auf einen bestimmten Pfad abgebogen.

Simon Frisch

Architektur, darf ich das führen in das Vokabular des Baus? Also hast du auch gesagt, ne?

Daniela Spiegel

Was meinst du denn damit?

Simon Frisch

Baugeschichte. Richtig?

Daniela Spiegel

Ja, genau. Man unterscheidet Architekturgeschichte und Baugeschichte.

Simon Frisch

Ja. Erzähl mal warum?

Daniela Spiegel

Weil die Architekturgeschichte ist, wird begriffen als Stilgeschichte und die Baugeschichte ist ein bisschen mehr vielleicht noch, das ist die Geschichte des Bauens.

Simon Frisch

Was kommt dann da alles dazu, was beim Stil nicht die Rolle spielt?

Daniela Spiegel

Na, was würde dir einfallen?

Simon Frisch

Sind wir schon im Unterricht? Material, Statik, bestimmte Handwerker.

Daniela Spiegel

Genau, also das ist eigentlich, würde ich sagen, wenn man das Bauen als Kulturtechnik begreift, wo ganz viele Aspekte eine Rolle spielen, das kann man natürlich würden jetzt auch Architekturhistoriker, das finden wir aber auch, ich würde jetzt mal so einfach runtergebrochen sagen, so kann man das vielleicht ein bisschen unterscheiden. Die Geschichte des Bauens hat sehr viel auch Konstruktives dabei, dass man wissen will und vor allen Dingen, es geht nicht nur um Tempel, Kirche und Palast, sondern es geht auch um das normale Wohnen und um das, ja weiß ich nicht, von der Urhütte bis sozusagen. Und mir sind eben ganz wichtig, die verschiedenen Aspekte von Kulturgeschichte da mit reinzunehmen, also dass man immer wieder warum sieht das so aus, wie es aussieht, welche Produktionsverhältnisse quasi haben dazu geführt? Und da bin ich eben nicht nur in der Geschichte, sondern ich habe vielleicht auch eine Wirtschaftsgeschichte, die da irgendwie eine Rolle spielt und viele andere Aspekte auch noch. Natürlich Politik und Klima spielt da auch immer eine Rolle, warum jetzt beispielsweise im Mittelalter bestimmte Vorgänge irgendwie so passieren, wie sie passiert sind. Und mir persönlich ist auch immer der städtebauliche Blick dabei wichtig.

Simon Frisch

Das wird ja immer, also wenn ich jetzt wirklich, ich habe jetzt so sehr, sehr nah zugehört und habe mir mal vorgestellt, was da alles noch mit dabei ist. Das wird ja schon sehr, sehr voll.

Daniela Spiegel

Es wird total voll und deshalb kann so pars pro toto arbeiten. Und vor allen Dingen, was in der Vorlesung Baugeschichte auch immer ein wesentlicher Punkt ist, wo man sich, denke ich auch zu Recht ein bisschen angreifbar machen kann, ist, dass man sich auf eine Region beschränken muss. Ich kann nicht die Baugeschichte der Welt in zwei Semestern erklären, weil das ist ja wirklich eben, man ist ja gezwungen in das Korsett eines Curriculums und das sieht vor Baugeschichte zwei Semester.

Simon Frisch

Was ist daran die Kritik?

Daniela Spiegel

Na, dass ich mich auf den europäischen Kulturkreis fokussiere. Also die Kritik kommt jetzt nicht irgendwie sofort von den Studierenden, die irgendwie in Stunde eins quasi den Ablauf sehen und sag mal, spinnst du, warum machst du das hier so eurozentristisch? Sondern ich sage es eigentlich immer selber gleich, passt auf, wir reden hier über einen Zeitraum eigentlich von, naja, wo fange ich an? Ich fange eigentlich schon fast 5000 vor Christus an mit dem ersten, also wann und wie entsteht Architektur und gehe bis zum neunzehnte Jahrhundert. Ich würde sehr gerne ins 20. Und 21. auch gehen, aber wir haben ja noch eine eigene Professur für die Geschichte und Theorie der modernen Architektur und deshalb haben wir das quasi getrennt voneinander und ich höre dann irgendwann auf, weil dann eben Jasper Cepl da zumindest in der Theorie ansetzen kann. Ich weiß natürlich nicht, wie er seine Lehre genau gestaltet, aber ich gehe nur bis dahin und dementsprechend beschränke ich mich jetzt auf diesen europäischen Kulturkreis im Wesentlichen. Wobei mir aber auch immer wichtig ist, okay, man kann vielleicht heutzutage sagen, das ist nicht okay, dass da so viel Sakralbau und so viel, also insgesamt so viel Repräsentationsbau dabei ist, das wird sich nicht verhindern lassen, aber ich finde das eigentlich total gut zu sehen, weil das ja zeigt, inwiefern Macht benutzt wird oder Architektur als ein Herrschaftsinstrument benutzt wird. Und das zeigt sich ja eben in der Gestalt und in der Anordnung der Gebäude. Und das immer wieder zu reflektieren, warum gibt es diese riesigen Schlösser, warum gibt es diese riesigen Kathedralen? Und warum ist die Entwicklung der Architektur gerade an diesen high End Bauten quasi auch so gut ablesbar zu machen und das dann aber immer rückwärts zu koppeln mit auch den Beispielen aus dem und so und wie haben jetzt die normalen Leute gewohnt in dieser Zeit?

Was entwickelt sich da vielleicht? Also insofern, ich versuche da immer noch in so einen Dialog zu treten. Ich fände es aber eigentlich total super, ich hätte viel mehr Zeit weil dann könnte man immer, nachdem man jetzt quasi so eine Epoche sich angeschaut hat, auch den Blick werfen und wie sieht es jetzt zur gleichen Zeit an einem ganz anderen Ort auf der Welt aus?

Simon Frisch

Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Ich mache die Vorlesung für die Filmgeschichte und das ist das gleiche Problem. Also man macht in einem Semester, und ich habe inzwischen schon 14 semestrige Filmgeschichtsvorschläge gemacht und so weiter, aber das studiert ja gar keiner so lange. Ich habe mal gehört, dass es in der Theologie so was gibt, Einführungen in die Theologie, die machen da 21 Teile und kein Student kriegt alle 21 Teile mit, aber ist ein bisschen her schon, also über 20 Jahre. Aber da hat man eben einfach, darf ja die Theologie immer angesichts der Gegenwart agieren, der, ne, eben nicht dagegen das Gegenteil, angesichts der Ewigkeit agieren. Und dann bauen die das so auf. Also wie sortiert man das?

Und da haben wir auch immer wieder das Problem, wie gehen wir aus Europa raus? Jetzt ist mir aber dazu eingefallen, dass ab dem sechzehnte Jahrhundert europäische Baugeschichte ja auch erstmal sich räumlich über Europa hinaus erstreckt. Also wenn man in die Kolonien guckt, da wird ja überall europäisch gebaut. Insofern kann man das dann übertragen und man findet, aha, lauter Kathedralen in Lateinamerika und so weiter, die sind aber alle europäischen Stils und das Material und so weiter verändert sich natürlich. In Europa wird dann eben gebaut mit Materialien und aufgrund von Ressourcen und so weiter und so weiter, die ganz woanders herkommen als aus Europa.

Daniela Spiegel

Also insofern ja auch diese, man kann tausend und eine Geschichte quasi erzählen. Vielleicht einen anderen Punkt, den ich noch ansprechen möchte, weil du gerade gesagt hast, wie sortiert man das? Auch da gibt es ja ganz unterschiedliche Ansätze, wie man so eine Baugeschichte vorlesen kann. Und man kann das natürlich auch über Gattungen machen beispielsweise und dann pro Stunde eine Gattung von bis durchgehen oder auch nur punktuell bestimmte Themen und so rausgreifen. Ich habe mich eigentlich bewusst für einen chronologischen Ablauf entschieden, weil ich den Eindruck habe, dass es den Studierenden total hilft, wenigstens in einer einzigen Lehrveranstaltung, die sie haben, so ein Regal zu bauen, in den sie dann Dinge reintun können, in das vielmehr. Und das ist vielleicht ein bisschen altbacken und manchmal komme ich mir auch vor, wie irgendwie direkt aus dem neunzehnte Jahrhundert entsprungen. Aber interessanterweise versuche ich ja, wenn ich jetzt so eine neue Epoche beginne, beispielsweise, weiß ich nicht, die Renaissance oder so, dann beginne ich, ich lese ja nicht die ganze Zeit, sondern wir fangen meistens irgendwie mit einem Gespräch, sodass ich in die Runde frage, Leute, neue Epoche, Renaissance, was fällt euch ein, an was könnt ihr euch irgendwie noch erinnern?

Oder beim Barock, letzte Woche hatte ich eben Barock eins und dann läppert es dann so langsam. Man sagt, ja, da war doch aber irgendwie auch was mit Luther so und irgendwie mit der Reformation und der andere sagt, ja, haben wir jähriger Krieg und dann okay, was klingelt da noch bei euch? Und ist ja nicht schlimm, wenn ihr es jetzt irgendwie nicht sofort abrufen könnt, aber wir tragen das mal mit der Schwarmintelligenz zusammen und damit kommen wir ja schon halbwegs weit. Und eigentlich ist es immer so, dass man so nach den ersten 5 Minuten so die Kernbegriffe, um was kreist diese Epoche eigentlich schon mal so beieinander hat. Und dann kann man okay, und jetzt gucken wir uns an, was passiert eigentlich in der Architektur? Und meistens habe ich ja dann aber auch noch mal so erstmal so einen geschichtlichen Kontext am Anfang, so wie bei der Renaissance, dass man erst mal noch mal kurz über die Pest redet und hier und was passiert hier in Europa gerade und Auswirkungen der Kreuzzüge und so. Und dann kommt da so langsam so ein Verständnis, ah, das und das ändert sich und deshalb haben wir jetzt hier irgendwie auch einen neuen Prozess, der in Gang setzt.

Und zugleich sieht man aber auch, dass bestimmte Linien weitergeführt werden, weil diese Einteilung in Epochen, das ist ja nur eine Krücke, die wir irgendwie benutzen und die stammt aus dem neunzehnte Jahrhundert und die auch nicht immer so diese Epochenbegriffe. Aber wir sind ja so angelegt als Menschen, dass wir gerne Dinge, so einen Haufen, der vor uns liegt, gerne sortieren möchten. Das kann man ja auch nicht ändern, dass man das gerne möchte. Und ich kann jetzt sagen, okay, bei den Legosteinen, entweder ich sortiere mal alle nach Farben oder ich sortiere sie nach hier die mit den, die Sechser und die Achter und die Schmalen und so. Das kann ich ja auch machen.

Simon Frisch

Stimmt.

Daniela Spiegel

Und insofern, ich habe mich dafür entschieden, in der Chronologie voranzugehen.

Simon Frisch

Das war gerade sehr wertvoll und sehr schön, wie du beschreibst, wie du die Vorlesung entspinnst. Also regelrecht, dass du erst mal reinkommst und da kommt dann Spiegel, kommt rein, spricht, endet, geht wieder raus, sondern du gehst rein und heute machen wir, was fällt euch denn ein? Und entwickelst aus dem Plenum heraus, hast du auch Schwarm gerade genannt, erstmal so ein Gespinst, bleibe ich mal dabei oder so ein Dunst, aus dem du dann irgendwann, wo du dann irgendwann sagst, so, jetzt haben wir so hergestellt, jetzt ist so eine Ahnung im Raum, jetzt kommen meine Vorlesungen, weil dann könnt ihr was damit anfangen. Also du bildest irgendwie so ein Ansatzstück in der Gruppe der Studierenden. Das finde ich eine sehr schöne und das finde ich bemerkenswerter, weil das so ein konkretes Beispiel ist dafür wie gehe ich eigentlich in die Vorlesung rein? Woche für Woche.

Daniela Spiegel

Richtig. So, und was ich auch noch mache, was sich vielleicht von einer klassischen Vorlesung unterscheidet, ist, dass sich zwischendrin auch das Gespräch suche oder irgendwie Fragen stelle oder also ein Klassiker beispielsweise ist, dass ich jetzt irgendwie eine Fassade zeige und so was fällt euch dazu ein? Wie findet ihr die? Und wie hat jetzt hier irgendwie der Architekt, es ist ja meistens ein männlicher, der Baugeschichte, wie hat er jetzt dieses. Hat er hier versucht, ein Problem zu lösen? Und wie hat er das gemacht? Also auch die Architektinnen und Angehenden immer auch sozusagen bei ihrer eigenen Disziplin zu packen.

So pass auf, ihr habt jetzt das und das ist die Problemstellung, wie würdet ihr das lösen? Und guck mal, wie haben die das da gelöst? Und über so ein bestimmtes Phänomen dann mal kurz ins Gespräch miteinander zu kommen, das hilft eigentlich auch dabei, weil meine Vorlesung ist 13.30 Uhr, das ist also unmittelbar nach dem Mittagessen. Das ist eigentlich so ein Slot, der ist nicht so easy.

Simon Frisch

Machst du dann die Rollos runter und Dias an? Also früher hat man Dias gehabt. Ich nenne es jetzt einfach mal weiter.

Daniela Spiegel

Nein, ich bin also manchmal bin ich im Halbwerksauditorium und manchmal bin ich oder meistens viel lieber bin ich in Hörsaal D, also in einem der kleineren Hörsäle, weil der Kontakt zu den Studierenden viel näher ist. Das funktioniert viel besser in dem Konzept, wie ich das angelegt habe durch das Gespräch. Weil beim Halbwerksauditorium hat man eine Distanz von ungefähr 10 Metern zu überwinden, weil niemand sitzt da unten in der ersten Reihe, weil er sonst Genickstarre bekommt. Also du hast halt so die Bühne.

Simon Frisch

Den Graben, also da ist irgendwie viel Abstand.

Daniela Spiegel

Da ist halt so eine Distanz und auch so ein man steht auf so einem Podium, das passt nicht zu dem, wie ich das mache. Deshalb bin ich lieber in Hörsaal D und da mache ich dann nur die vorderen beiden Rollos runter, damit ich kein Licht auf der Leinwand habe und hinten bleibt aber hell. Weil ist ja auch nach Norden.

Simon Frisch

Ah ja, okay.

Ich hatte immer die. Ja, ja, das während der Dunkelheit nach dem Mittagessen. Das war in meinem Studium, ich hatte auch Kunstgeschichte und da war 14 Uhr immer die Vorlesung, da war der abgedunkelte Raum, die Dias an. Das war sehr gut dazu geeignet, einfach wegzunicken.

Daniela Spiegel

Genau. Mein Vorlesungsraum war fensterlos.

Simon Frisch

Gut, aber wacker. Und so hältst du dann die Leute auch wach und bei der Stange gibt es irgendwie ein Begleitmaterial zu der Vorlesung, was die Leute immer noch während der Woche vorbereiten? Oder ist es, ich nenne es jetzt mal so ein reiner Service, der von frontal kommt? Ich nenne es tatsächlich gerne Service, weil ich weiß, dass viele Studierende das schätzen, dass man ihnen Dinge vorliest, entgegen vieler Vorurteile, die wir haben.

Daniela Spiegel

Also das hat sich ein bisschen entwickelt. Früher habe ich, war ich auch der Meinung, es gibt auf keinen Fall ein Skript. Da bin ich auch nach wie vor der Meinung. Also ich habe auch schon immer mal wieder so Anfragen gekriegt, oh, können sie das nicht aufnehmen und reinstellen, Moodle, dann kann ich es mir noch mal anhören. Und dann denke ich nein, das möchte ich nicht, weil ich möchte euch gerne hier haben.

Simon Frisch

Ja, genau so.

Daniela Spiegel

Ich möchte, dass wir miteinander, ich vermittel mein gesprochenes Wort gerne live und nicht aus der Retorte. Aber was ich mache ist, dass es einerseits gibt es so zusätzliche Materialien, so eine Materialsammlung, die man haben kann als ein so ein großes PDF, das ist auf Moodle und dann gebe ich meine Folien auch als PDF, das schalte ich vorher frei. Und zwar setze ich die dann quasi auf ein DIN A4 Blatt, sodass sie direkt da rein arbeiten können. Also die haben sie dann, die meisten von denen sitzen dann irgendwie mit ihrem Tablet oder ihrem Laptop da und machen sich direkt dann auf die Folien ihre Notizen, weil es sind ja durchaus auch viele und dementsprechend auch habe ich die auch nummeriert, dass man dann sich auch ansonsten Notizen machen kann, okay, hier zu Folie 14 und dieses oder jenes, damit man das sozusagen dann wiederfinden kann. Und auch hier in der Evaluierung gibt es ganz oft dann die Rückmeldung toll mit den Folien, aber das wäre noch viel besser, wenn da jetzt auch Text drauf wäre. Und dann sage ne, das ist mit Absicht nicht, den schreibt ihr ja, weil das Wissen gelangt ja viel besser in den Körper durch die Hand als durchs Ohr oder am besten beides. Und deshalb bestehe ich weiterhin darauf, dass auf meinen Folien zwar neue Fachbegriffe, also so Terminologie, das setze ich natürlich mit drauf, weil man das ja nicht unbedingt sofort weiß, wie das richtig geschrieben wird.

Sind ja in der Baugeschichte manchmal auch Begriffe, die aus einer anderen Sprache kommen oder so wie eine Enfilade oder so, weiß man jetzt ja nicht, wie das geschrieben wird, wenn man jetzt nicht unbedingt selber aus dem Französischen kommt. Und das habe ich dann quasi da so mit draufstehen, aber ansonsten nur die Bilder mit Bildunterschriften natürlich, klar.

Simon Frisch

Also eine Vorlesung, wenn ich mal kurz zusammenfassen darf, die fast schon auf dem Weg zum Seminar ist in gewisser Hinsicht.

Daniela Spiegel

Ne, das würde ich nicht sagen.

Simon Frisch

Ah weil, wie sieht dann das Seminar aus?

Daniela Spiegel

Bei einem Seminar, da hat man ja irgendwie auch einen großen Anteil von Beiträgen der Studierenden, die sie auch in der Form vorbereiten.

Simon Frisch

Wie sehen bei dir die Beiträge der Studierenden aus?

Daniela Spiegel

Kommt auf Seminar drauf an, würde ich sagen, aber und da teste ich auch gerne und mach mal was unterschiedliches. Und auch die Frage, wie viel ECTS hat das Seminar, ob drei oder sechs.

Und ich hatte z.B. in einem Seminar am Ende ist es quasi ein Poster, was entstehen kann und was aber vorher irgendwie auch mal vorgestellt wird. Aber sagen wir mal so, wir beide kennen als Seminar wahrscheinlich noch diese ganz klassische Form, gerade in der Kunstgeschichte war das so, sagen wir mal ein Seminar zur Frühgotik in Burgund. Da wäre dann ganz klassisch die erste Stunde Einfügung, die zweite Stunde macht der Lehrende noch einen Input und dann kommt.

Simon Frisch

Eine Reihe von Referaten, wird der Zettel ausgeteilt, bitte eintragen.

Daniela Spiegel

Genau so.

Simon Frisch

Oder mit oder ohne Literatur.

Daniela Spiegel

Bei uns gab es so eine Literaturliste, die man dann kopieren konnte vorab und.

Simon Frisch

Aus der suchte man sich dann. Passend zur Sitzung.

Daniela Spiegel

Ne, es gab eine Themenliste mit Referaten, so war das bei uns ganz klassisch und immer. Und ich fand das währenddessen schon wahnsinnig öde. Was heißt öde, nicht unbedingt?

Simon Frisch

Was ist öde daran, das ist glaube ich das wichtigste, dass man das spezifiziert.

Daniela Spiegel

Weil das jede Stunde quasi gleich aufgebaut ist. Und das konnte natürlich auch toll und spannend sein, je nach Qualität der Referate. Aber es konnte doch, das ist der Punkt. Das konnte aber auch sehr quälend für alle werden. Ja, inklusive wie dann ja früher auch so das Feedback der Lehrenden dann ausgefallen ist, war auch immer ganz schreckliche Momente, wenn das nicht so toll war. Also auch fürchterlich. Insofern, das wollte ich keinesfalls so machen.

Deshalb versuche ich in dem ich habe ein so ein Testseminar, das mache ich jetzt schon zum dritten Mal ein bisschen anders. Das heißt Stadt als Denkmal, das mache ich für die Urbis in ihrem zweiten Semester.

Simon Frisch

Die Urbis, die Urbanistinnen.

Daniela Spiegel

Genau, die Studierenden der Urbanistik im Bachelor, Verzeihung. Und die nennen sich ja selber Urbis.

Simon Frisch

Nein, ist ja recht. Ich wusste nur nicht, ob ich Orbis oder Urbis verstanden habe.

Daniela Spiegel

Da habe ich ein besonderes Format, weil das sind ja pro Jahrgang 50 ungefähr oder paaren 40. Die kann ich ja nicht alle in einem Seminar haben. Deshalb gebe ich die dieses Seminar zweimal, aber nicht hintereinander jede Woche 90 Minuten, sondern ich treffe mich mit Gruppe A für eine Doppelstunde in der ersten Woche und in der zweiten Woche mit der anderen Gruppe für eine Doppelstunde. So alterniere ich das. Das hat den Charme, dass man mehr Zeit miteinander hat und dass man auch rausgehen kann, weil das heißt ja Stadt als Denkmal. Das ist ja sinnhaft, das nicht nur im Saal zu verbringen.

Simon Frisch

Nicht nur die Bilder reinzuholen, sondern auch in die Stadt rauszugehen.

Daniela Spiegel

Genau. Und da habe ich halt verschiedene Übungsformate, welche, die im Saal funktionieren, wo man Teile davon, da erzähle auch ich was und gebe irgendwie einen Input, jetzt wie so zur Geschichte der städtebaulichen Denkmalpflege beispielsweise. Das streckt man dann so auf zwei Sitzungen, jeweils 45 Minuten oder weniger, damit das nicht so viel ist. Und dann mache ich aber mit denen wirkliche Tischübungen. Z.B. gebe ich denen Fotos von Gebäuden und pro Gruppe sitzen dann da so fünf Leute und dann kriegen die da, keine Ahnung, 10 Gebäude und dann sollen sie versuchen, die jetzt mal in eine relative Chronologie zu bringen.

Simon Frisch

Das finde ich schön. Du nennst es Tischübungen?

Daniela Spiegel

Ja, weil die am Tisch sitzen.

Simon Frisch

Genau. Andere sagen Gruppenarbeit, aber Tischübungen klingt finde ich viel schöner. Das werde ich mir jetzt darf ich das mir?

Daniela Spiegel

Ich habe es ja nicht erfunden.

Simon Frisch

Tischübungen, das ist klasse. Ja, ja, schön.

Daniela Spiegel

Und dann tragen wir das, dann gucken wir, sollen sie das vorstellen auch miteinander und man hat Rückfragen okay, ihr habt dann entschieden, das ist das älteste. Warum glaubt ihr, das ist das älteste? Und wenn man es jetzt Weimarer Gebäude sind, dann manchmal sagen okay, das weiß ich, weil ich das schon mal gehört habe.

Simon Frisch

Das entsteht, indem du rumgehst oder die präsentieren das dann einfach.

Daniela Spiegel

Genau, die pinnen das dann an die Tafel mit so magnetischen Pins und dann reden wir drüber und dann kann man auch sehr schön diese Schwarmintelligenz nutzen, dass die einen sagen naja, das, das hier, das ist ja das Goethe Haus. Ja eben. Wann war denn Goethe? Okay, der war von dann bis dann. Ja, dann muss das Gebäude ja auf jeden Fall schon gestanden haben, sonst würde ja nicht Goethe da eingezogen sein. So, und dann hat man damit schon fast irgendwie eine bestimmte, also einen terminus postquem oder antequem, wo man dann die anderen das ist auf jeden Fall älter als das. Und so kommt man das ist ganz schön.

Und da denken die dann, dann merken sie, dass sie eigentlich schon sehr viel mehr wissen, als sie dachten, dass sie wüssten.

Simon Frisch

Das ist auch immer schön, dass man das Wissen im Grunde, das schon da ist, zum Sprudeln bringt oder so. Das haben wir manchmal so als Metapher. Stimmt das eigentlich, was mir jetzt da durch den Kopf schießt, dass fast alle Häuser, die oben am Horn sind, jünger sind als das Haus am Horn. Also auch diese ganze Reihe in diesem historistischen Stil.

Daniela Spiegel

An der Straße? Nicht alle. Alle, aber viele.

Simon Frisch

Obwohl sie viel älter aussehen? Ja, das ist immer ein interessanter Effekt, wenn man dieses Haus hier nebendran sieht älter aus, ist aber jünger. Das Haus am Horn ist das ältere. Das ist von 23.

Daniela Spiegel

Genau. Man kann natürlich nicht sofort mit sowas fangen, weil man ansonsten in einer totalen Verwirrung und dann traut man sich gar nicht mehr irgendwas zuzuweisen. Aber ist halt auch der Klassiker. Was ist gotisch, was ist neogotisch? Auch da kann man da sich auch schön vertun, was aber tatsächlich auch nicht so unbedingt oft passiert. Meistens haben auch die Studierenden schon ein ziemlich gutes Gefühl dafür. Oder wir hatten es jetzt gerade beispielsweise hier mit der katholischen Kirche in Weimar, das war auch so ein Beispiel.

Und dann haben sie das ziemlich sicher auch ins neunzehnte Jahrhundert gepackt. Und dann habe ich wieso, wieso habt ihr es jetzt nicht ins Mittelalter gepackt, wo ihr jetzt hier irgendwie die Herderkirche hingesteckt habt? Und dann haben sie obwohl ja, ich habe ja hier irgendwie einen Spitzbogenfenster und da habe ich auch eins und so. Wieso habt ihr euch dafür entschieden? Und dann hat einer naja, das steht ja an einem Bereich, der weit außerhalb der Altstadt ist.

Simon Frisch

Ach, die Lage.

Daniela Spiegel

Ja, und der ganze Kontext drum rum, das ist doch eine Stadterweiterung. Dachte ich ja siehste, top.

Simon Frisch

Und so hat er es dann reingefunden und dann kann man anfangen auch noch stilistisch zu sehen, das ist auch anders gebaut.

Daniela Spiegel

Ja, genau. Das sind dann irgendwie so Details, die können irgendwie auch kommen. Aber das ist schon schon cool, wenn man das so zusammen macht. Und eben, dann gehen wir raus und machen eine Übung irgendwie an einem Platz in Weimar. Jeder kriegt irgendwie eine Platzseite und soll man erstmal aufschreiben und auch skizzieren, wie verhalten sich die Häuser zueinander, Materialitäten, Draufhöhen und so. Und dann guckt man sich zusammen an und stellt ah, ich kann erkennen, dass das eigentlich ein Fachwerkhaus ist, obwohl es verputzt ist. Und woran erkenne ich das?

Und lauter solche Dinge, die machen wir. Und das ist dann also viele Dinge passieren gemeinsam. Und dann gibt es aber auch eine Sitzung, wo ich sage, so, hier die zwei Texte, die lest ihr mal bitte und kommentiert die auch vorab schon irgendwie auf Moodle. Und auch mal jede Gruppe muss auch mal ein Kurzreferat machen. Also jede kriegt so einen kleinen Stadtraum zugewiesen, wo sie versuchen sollen, die Entwicklungs- und Nutzungs- und Baugeschichte von diesem Stadtraum zu erarbeiten und dann am Ende stellen sie das vor und das kann ist dann machen wir dann vor Ort auch als wie so eine Art touristischer Rundgang, wo sie das dann in einer festgelegten Form quasi dann, die sie sich aber selber aussuchen können, dann präsentieren und dann machen sie noch einen Flyer dazu oder so was. Ich habe es auch schon mal ausprobiert, dass sie dann am Ende sagt, da kommt ein Booklet und jeder schreibt quasi einen Artikel. Das finde ich, hat nicht ganz so gut geklappt, aber das war auch dann in dem, was ich verlangt habe, glaube ich für das Format nicht angemessen.

Simon Frisch

Zu viel, oder?

Daniela Spiegel

Zu viel, ja genau. Es hätte dann viel mehr Rücklauf geben müssen, wo man dann nochmal irgendwie auch gerade die Zitierrichtlinien und so, dass das auch gestreamlined ist und du machst irgendwie was für einen Teufel für eine Vorlage, die denkt man, die ist so selbsterklärend und ich muss irgendwie nur noch reinarbeiten und dann kriegst du 10 vollkommen verschiedene Dinge oder was heißt nicht vollkommen, aber bis das dann am Ende dann wirklich so gestreamlined ist, da muss dann selber noch so viel reinkommen von uns, dass das jetzt gar nicht unbedingt das richtige Format dafür ist.

Simon Frisch

Dann hat man ein Editionsprojekt.

Daniela Spiegel

Richtig. Das kann man bei Projekt machen, aber nicht bei Seminaren. Beim Projekt machen wir das durchaus.

Simon Frisch

Und die Mitarbeit, wie organisierst du das? Das klingt ja wahnsinnig engagiert und auch motivierend, um ehrlich zu sein. Also das nächste Mal, ich guck mal.

Daniela Spiegel

Ob ich Zeit für.

Simon Frisch

Klingt wirklich motivierend und total interessant, also sehr engagiert. Und das funktioniert dann auch? Oder was machst du mit Studierenden, die dann da nicht andocken, die irgendwie nicht mitkommen oder die du nicht abgeholt kriegst?

Erlebst du so.

Daniela Spiegel

Ja, naja, ist ja nicht so, dass da irgendwie immer alle gleichermaßen an den Lippen hängen und da wie so Jünger hinterher eiern. Also so ist es natürlich nicht. Es gibt immer welche, die das uninteressant finden oder lieber was anderes machen wollen oder so, das hat man ja durchaus immer. Ich würde aber sagen, sind wenige. Wir haben insgesamt hier in Weimar das große Glück, eine extrem motivierte Studierendenschaft zu haben, was meiner These nach an den an dem komplexen Eignungsfeststellungsverfahren liegt.

Simon Frisch

Das habe ich schon mehrfach jetzt gehört. Genau, man ist dann hier und ist stolz hier zu sein und dann will man auch.

Daniela Spiegel

Ja, ich kenne es halt im Vergleich, wo ich vorher die Professur hatte, da gab es das nicht und naja, es gibt überall eine gaußsche Normalverteilung, so von einem Teil der schönen, die sind supertoll und ein Mittelfeld und welche, die sind nicht so, aber wo ist supertoll. Da gibt es durchaus dann oder wie ist das Mittelfeld arrangiert? Vielleicht so eher. Und da würde ich sagen, sieht man einen deutlichen Niveauunterschied. Und vor allen Dingen gab es eben an der anderen Hochschule, wo ich zuvor war, einen Haufen von Leuten, die man zu allem quasi so schieben musste, die so wenig Eigenmotivation mitbrachten. Und ich glaube, das könnte man sehr gut verhindern, oder? Ich weiß, ich bin überzeugt davon, wenn man vorher einmal eine kleine Hürde einbaut, ein kleines Stöckchen, wo man rüberspringen muss, bevor ich mich entscheide, ich immatrikuliere mich jetzt hier in dieses Fach.

Das hilft schon. Das muss ja gar nicht irgendwie riesig hoch sein.

Aber OK, interessant. Sortiert diejenigen aus, die das irgendwie aus Verlegenheit oder wie auch immer machen. Okay, jetzt soll ich hier irgendwie sowas da zeichnen. Oh ne, das will ich nicht. Ja, okay, dann studiere ich lieber was anderes. Und diese Leute können wir ja tatsächlich auch einfach nicht. Warum sollten die dann am Ende dann Architektinnen und Architekten werden, wenn sie nicht mal bereit sind, am Anfang sich irgendwie einer Problemstellung architektonischer Art zu stellen?

Das ist ja nichts weit überforderndes. Und das kann jeder sowas, glaube ich leisten.

Simon Frisch

Das ist wie so eine Einstellung, die man auch für sich vornimmt. Also zu ich gehe jetzt da rein und nicht mal schauen, was draus wird. Das kann natürlich im Laufe des Studiums auch noch kommen, dass man jetzt mache ich mal den Rücken gerade. Und zwar erst im zweiten Semester oder im dritten. Aber so hätte man so eine. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, aber.

Daniela Spiegel

Ich habe gerade mit einem Kollegen gesprochen, der das eben. Die haben das mittlerweile dort, wo ich war, eben eingeführt.

Simon Frisch

Ach ja.

Daniela Spiegel

Und er meinte, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wirklich? Ja, du hast halt weniger Studierende. Das ist halt immer die Gefahr der Universitäten. Aber wenn man das wieder rückkoppelt, wie viele Lehrenden, wie viele Räume habe ich eigentlich? Dann entspannt sich auch viel. Aber natürlich gibt es ja einen Druck noch mal von anderer Stelle.

Es ist immer toll, wenn eine Universität ganz viele Studierende hat. So für die also oder Herr Vizepräsident, ist das nicht ein Thema?

Simon Frisch

Das ist ein Thema. Das ist aber nicht unser Thema. Aber tatsächlich über das Thema, weil sonst wären wir nicht fertig. Das ist ein spannendes Thema und das sehe ich auch sehr unterschiedlich. Du hast einen Lehrpreis bekommen, darüber wollte ich noch mit dir sprechen. Wie war diese Veranstaltung? Wann war das?

Vor einem Jahr?

Daniela Spiegel

Ja, das war vor einem Jahr.

Simon Frisch

Und das hast du für eine Vorlesung bekommen?

Daniela Spiegel

Ja, das habe ich. Über die wir eingangs jetzt auch länger gesprochen haben.

Simon Frisch

Über diese tolle Vorlesung, die klang ja schon in der Beschreibung so toll, da ist mir nämlich der Lehrpreis, ich konstruiere es mal so. Ich wusste ja, dass ihnen das wieder eingefallen und dachte, das klingt so gut. Das war bestimmt die Lehrplan. Also für eine Vorlesung, einen Lehrpreis will ich noch mal würdigen hier. Also in aller Öffentlichkeit. Das ist schon stark. Also ich kenne das so, dass es Projekte mit Exkursion und was nicht alles und so und so und so ist.

Aber für eine Vorlesung, Lehrpreis, Chapeau. Finde ich sehr gut. Finde ich.

Daniela Spiegel

Dankeschön. Ich war auch wirklich sackenstolz, glaube ich. Fand ich ganz großartig. Und die Veranstaltung, die war auch super. Mir sind da fast die Tränen gekommen. Naja, weil die das wirklich auch so nett dann in ihrer kleinen Laudatio einfach auch so nett geschildert haben, wie sie das mitnimmt und dass so mein missionarischer Eifer, das haben sie jetzt nicht gesagt, so sage ich das selber, den ich da mitbringe, dass das ganz gut aufgeht, weil das ist ja eigentlich mein Plan. Ich will ja nicht unbedingt, dass das alles da am Ende Leute sind, die okay, ich wechsel und studiere jetzt lieber Geschichte oder Architekturgeschichte.

Die sollen ja schon genau das weitermachen, aber sie sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass was für cooles Zeug hier eigentlich rumsteht und dass man, egal auch die Epoche, zu der man überhaupt gar keinen Bezug hat, auch dass da vermeintlich uninteressante Gebäude aber auch ganz tolle Geschichten erzählen können. Man muss sich halt nur darauf einlassen. Und da versuche ich halt irgendwie ein bisschen die mitzunehmen und zu so, warum ist das jetzt hier interessant, sich damit zu beschäftigen? Und gebe da manchmal noch so ein paar Reisetipps und wenn ihr da seid, dann bitte unbedingt diese Kirche angucken, weil, und das finden die gut, viele von denen zumindest.

Simon Frisch

Wie machst du denn die Prüfungen bei dieser Vorlesung? Ich guck mal, vielleicht hast du Glück und die Zeit ist schon rum. Nein, tut mir leid.

Daniela Spiegel

Ja, also das steht ja da so drin, wie es drin steht in der Modulbeschreibung, die ich ja nicht selber entworfen habe, sondern ja übernommen habe. Ich bin ja seit zwei Jahren hier. Und da steht drin, dass das ein schriftlicher Beleg ist und das heißt, es ist eine Klausur.

Simon Frisch

Eine Klausur ? In Präsenz. Die sitzen da und schreiben eine Klausur.

Daniela Spiegel

Richtig.

Simon Frisch

Da hätten wir die KI Frage schon mal gar nicht mehr so relevant hoch.

Daniela Spiegel

Ne, wir haben da keine.

Simon Frisch

Interessant.

Daniela Spiegel

Ja, weil das sind ja, wir reden ja hier von ungefähr 120 Leuten, die da irgendwie zu prüfen sind und das ist wirklich ganz klassisch. Man hat auch sein ganzes Geraffel, lässt man irgendwie an der Seite und setzt sich dann nur mit seinem Stift und dem Radiergummi und einem Lineal vielleicht noch hin. Und dann habe ich eben ungefähr, weiß ich nicht, ja, es ist ja dann über ein Jahr, zwei Semester werden da geprüft zusammen. Und das ist dann eine gewisse Anzahl von Fragen. Und das sind ja, sage ich ja auch, ich stelle ja keine Fragen, die eine konkrete Zeit, also sowas wie, wann baute. Sowas frage ich nicht. Ich frage auch nicht unbedingt, wer hat das und das errichtet, so ein Anlernwissen mache ich nicht, aber ich mache z.B. dass ich da irgendwie vielleicht eine Fassade von einem Gebäude abbilde und bitte, dass sie die beschreiben unter Verwendung der akkuraten Terminologie, sowas. Und dass sie noch eine Einschätzung geben sollen, weil sie glauben, was es für ein Gebäude ist und aus welcher Epoche. Und vielleicht auch noch, wo das stehen könnte, das Land oder so. So eine Frage habe ich beispielsweise dabei. Oder ich lasse sie auch gerne mal was skizzieren oder gebe irgendwas mit rein, wo sie Dinge irgendwie benennen sollen. Also einen Grundriss oder eine Isometrie von irgendwelchen. Ich muss jetzt ein bisschen rumeiern, damit ich ja irgendwie nicht sofort irgendwie alles.

Ja, aber ich habe ja auch eine Probeklausur, man kann das sich irgendwie auch angucken, wie ungefähr so Fragen sind. Was jetzt natürlich nicht geht, ist so multiple choice in der Form alleine. Also einerseits aus rechtlichen Gründen ist es wohl, glaube ich, irgendwie schwierig.

Simon Frisch

Total kompliziertes Verfahren.

Daniela Spiegel

Da kann ja auch so Untiefen entstehen, wie wenn man jetzt nicht unbedingt nur ist diese Aussage wahr oder falsch? Das funktioniert aber, wenn ich welche vier Eigenschaften treffen auf das zu? Oder welche Eigenschaften treffen auf das zu? Mehrfachnennungen sind möglich. Und dann habe ich hier vielleicht acht Dinge, aus denen ich auswählen kann und vier davon sind jetzt richtig. Was mache ich? Es ist einfach, wenn jetzt einer zwei ankreuzt, gut, okay, dann so, dann hast du halt zwei von vier.

Aber wenn er jetzt sechs ankreuzt und davon sind die vier richtigen dabei, dann wird das dann lauter, so diese Dinge dann.

Simon Frisch

Das darf man dann nicht abziehen und so weiter dabei.

Daniela Spiegel

Also lauter. Deshalb ist das wenig sinnhaft.

Simon Frisch

Interessant.

Daniela Spiegel

Ja, also ich finde das irgendwie nicht super. Ich mache meistens irgendwie vorab ja noch mal eine Zusammenfassung. Die letzte Vorlesung ist eine Zusammenfassung, wo man das irgendwie so noch mal zusammen durchgeht, irgendwie Dinge. Und es ist durchaus machbar. Also der Schnitt ist eigentlich ganz gut.

Simon Frisch

Also eine Klausur. Sehr schön. Und die machst du gemeinsam mit dem Kollegen, der dann den zweiten Teil macht?

Daniela Spiegel

Ne, ich habe ja, zwei Semester. Ich habe Baugeschichte, eins ist im Wintersemester bis Mittelalter und dann frühe Neuzeit bis neunzehnte, das habe ich im Sommer.

Simon Frisch

Und Dein Teil ist verpflichtend? Ja. Und was ist dann mit dem nach dem neunzehnte Jahrhundert? Ist der verpflichtend?

Daniela Spiegel

Ja. Aber das ist ja dann im dritten Semester dann. Ja, genau.

Simon Frisch

Ah, jetzt verstehe ich und so, das ist dann ein Semester oder sind es auch zwei Vorlesungen? Lade ich den Kollegen ein, ja, der.

Daniela Spiegel

Macht, ich weiß, dass Jasper das alles insgesamt auch ein bisschen reformiert hat. Er macht es ein bisschen anders. Es wäre interessant, ihn in der Tat, aber ich will jetzt keinen Quatsch erzählen, weil es irgendwie gefährliches Halbwissen ist, nein.

Simon Frisch

Deine Lehre ist hier von Gegenstand oder von Interesse. Sehr schön. Momente des Glücks, Momente des Unglücks in der Lehre, in deiner bisherigen Lehrbiografie, wie fühlt sich das bei dir an?

Lehrst du gern?

Daniela Spiegel

Ich lehre total gerne, ja, wirklich, muss ich schon sagen. Was mich manchmal ein bisschen, es ist jetzt kein Unglück, aber eben so bestimmte Dinge, die dann immer so wieder repetitiv sind, die finde ich dann ein bisschen mühsam irgendwie. Und das ist relativ viel bei mir, diesen beiden Vorlesungen. Und auch ich habe auch noch die Vorlesung Denkmalpflege im Wintersemester irgendwie für einen Master oder auch so was wie Stadt als Denkmal, das steht verpflichtend drin. Da habe ich natürlich bei einem Seminar ein bisschen Spielraum, bei den Vorlesungen habe ich da weniger Spielraum. Und ich habe ja auch vor allen Dingen auch dann irgendwie dann keine Zeit, um immer alles komplett neu aufzusetzen. So, das finde ich durchaus manchmal ein bisschen schade, ein bisschen mühsam.

Und deshalb habe ich auch eben, wir hatten jetzt bei der Reakkreditierung kam eigentlich der Wunsch, so was wie Einführung in die Denkmalpflege. Das ist ein Seminar, was wir auch machen an der Professur, was vor allen Dingen eben die Mitarbeiterinnen federführend machen. Das wollten sie, war der große Wunsch da von Seiten der Studierenden, dass das eine Pflichtveranstaltung wird. Aber wir wollen das gerne. Wir können eben nicht noch, also für einen Bachelor, wir können nicht noch eine Pflichtvorlesung machen und das wäre das einzige Format, wo man eben mit 120 Leuten umgehen kann. Ich habe nicht die Kapazitäten oder wir haben die nicht, wir müssten es ja fünfmal machen, wenn das für alle wäre. Und das geht einfach nicht.

Und da habe ich wir brauchen noch ein bisschen Flexibilität und ein bisschen Spielbein und wollen halt nach wie vor auch nicht aufhören, Entwürfe anzubieten.

Simon Frisch

Ja, genau. Das geht dann an Kapazitäten. Was ist der Vorteil der Pflichtveranstaltungen für die Studierenden?

Daniela Spiegel

Dass die sagen, gerne alle machen möchten. Und wenn wir dieses Seminar anbieten, also das ist im Wahlpflichtverfahren.

Simon Frisch

Wenn es Pflicht wäre, müsstet ihr versorgen, dass es alle machen und so könnt ihr ist aber Wahl, oder?

Daniela Spiegel

Wir haben nur 25 Plätze und das sind jedes mal irgendwie 70, 80 Leute, die das machen wollen.

Simon Frisch

Ich verstehe als Pflichtveranstaltung.

Daniela Spiegel

Ja, ist blöd.

Simon Frisch

Denkmalpflege als Pflicht würde dann dafür sorgen, dass alles studieren kann.

Daniela Spiegel

Ja, eben diese Einführung in die Denkmalpflege so als Seminar, das wollen die alle total gern machen, aber es geht halt irgendwie leider nicht. Aber um auf deine Frage zurückzukommen, Momente des Glücks natürlich, so was wie ich geschildert habe, wenn da so Lampen angehen und die davor stehen und auch ey, das ist, ich habe noch nie drüber nachgedacht, das ist ja total interessant, so toll, dass wir das machen. Das macht wahnsinnig Spaß, da auch so ein Feedback zu kriegen und die sich freuen und beispielsweise man ein Lob kriegt, weil eine Exkursion super vorbereitet ist oder dass irgendwie Dinge gut aufgegangen sind. Das ist natürlich extrem beglückend und ja, dass man eben ständig sich da auch ein bisschen weiterentwickeln kann. Manchmal finde ich es interessant, dass wir allesamt das ja gar nicht gelernt haben, das Lehren, sondern wir lernen das, während wir es tun.

Simon Frisch

Das ist interessant.

Daniela Spiegel

Also am Anfang bin ich da auch wirklich in so ein paar Löcher reingefallen, z.B. dass man dachte, dass Dinge viel, viel schneller gehen. Stimmt, jetzt lese ich mit denen schnell diesen Text und dann rede ich drüber. Und dann habe ich aber gar nicht ausprobiert, wie lange brauche ich eigentlich, um so einen Text zu lesen. Dann geht mein ganzes Zeitmanagement flöten. So ein Klassiker, den ich gerne erzähle, weil der viel darüber sagt, also wo man auch eine Schuld bei sich selber suchen muss, ist, wir haben früher, als ich in Berlin auch noch gelehrt habe, in einem Masterstudiengang Denkmalpflege, da hatten wir eingangs immer eine Übung, eine praktische Übung am Merseburger Dom und da auch quasi so eine 5 Minuten Bauforschung. Man guckt irgendwie Start auf diese Fassade und versucht zu beschreiben, was man da erkennt und dann erklärt man irgendwie auch so Dinge.

Und dann standen wir da vor einem Portal, das aus Naturstein ist und das zeigt eben Werkzeugspuren. Und dann habe ich versucht, das zu erklären, wie das mit der, also die sogenannte Scharierung, so wie dieser Stein bearbeitet ist und dass man an der Scharierung erkennen kann, ob das jetzt mittelalterlich ist oder aus dem neunzehnte Jahrhundert, so an dieser Form. Ich dachte, ich hätte das erklärt so und am nächsten Tag gibt es dann eine Übung irgendwie an einem anderen Bereich von dem Dom am Kreuzgang und die teilen sich auf und alle müssen irgendwie genau das gleiche, aber jetzt in kleinen Gruppen machen und dann vorstellen. Und dann haben alle Gruppen ja, und hier die Steine, die sind ja schariert. Und Daniela hat ja gestern gesagt, wenn die schariert sind, sind die aus dem neunzehnte Jahrhundert.

Simon Frisch

Ja, das kenne ich.

Daniela Spiegel

Okay. Ja, offensichtlich war da der Fehler bei mir und nicht bei denen, weil wenn die das alle sagen so dass man eben denkt, manchmal sind es halt dann nur die Substantive, die irgendwie in das andere Ohr gelangen und man muss irgendwie sehr deutlich erklären, was man gemeint hat oder muss es irgendwie anders beschreiben. Aber das ist natürlich alles kein Unglück. Also ein Unglück in der Lehre weiß ich nicht, ob ich das wirklich höchstens in einer eigenen Überforderung, dass man manchmal Fragen nicht wirklich beantworten kann. Das ist aber da gewinnt man ja sehr stark an Souveränität über die Zeit. Man weiß viel mehr und nicht. Also am Anfang fake it till you make it, wenn man selber noch halbwegs nah an seinem eigenen Studium dran ist, dann gibt es halt diese Unsicherheiten, dass man sich auch ertappt fühlt.

Oh, ich bin da noch gar nicht der Experte für und unterrichte hier, aber trotzdem, das ist irgendwie nicht so cool.

Simon Frisch

Wie gehst du heute damit um, wenn du was nicht beantworten kannst?

Daniela Spiegel

Dann sage gute Frage, kann ich gerade nicht beantworten, bevor ich quatsch, ich könnte mir vorstellen, das aber reiche ich nächste Woche nach.

Simon Frisch

Ja, interessant. Diese Souveränität nimmt zu, dass man das weiß ich jetzt nicht. Und früher hätte ich mir das nicht zugegeben. Weil ich natürlich nicht wollte, dass man merkt, dass ich mich so fühle, wie ich mich gefühlt habe. Es ist interessant. Also man kann eher das nicht erinnern.

Daniela Spiegel

Bei der nächsten Woche, dass man das irgendwie tun wollte.

Simon Frisch

Ja, das stimmt. Ich guck's nach. Heute kann man ja auch wollen wir nicht schnell mal googeln, ob wir was finden, wo wir irgendwie weiterkommen? Oder machst du sowas eher nicht?

Daniela Spiegel

Ne, das mache ich eher nicht.

Simon Frisch

Machst du nicht, weil da hast du Gründe?

Daniela Spiegel

Na, weil ich ja auch im Internet auch gefährliches Halbwissen unterwegs ist. Also kommt auf die Frage drauf an. Wenn ich jetzt, wenn es um eine Zahl geht oder sowas, dann kann ich oder irgendwie einen Architekten, dann kann ich das schnell mal nachgucken. Aber manchmal ist es ja auch warum heißt denn das eigentlich so und so? Dann will ich dann irgendwie lieber doch noch mal nachgucken.

Simon Frisch

Verstehe, verstehe. Jetzt hatte ich noch irgendeine Frage, die mir jetzt aber entfallen ist, und zwar ach so, naja, jetzt. Mich hätte noch interessiert, inwiefern sich die Einführung in die Denkmalpflege unterscheidet von der Einführung in die Baugeschichte. Weil ganz am Anfang oder bisher habe ich gelernt, dass die Denkmalpflege was interdisziplinäres ist. Jetzt gibt es aber trotzdem eine Lehrveranstaltung, die so heißen kann. Was spielt denn da alles mit rein?

Daniela Spiegel

Ach ja, also da ist jetzt der Unterschied, ob wir über die Vorlesung reden oder über das Seminar, was gerade irgendwie Thema war. Weil das Seminar, das ist ja, was wir quasi für die Bachelorarchitektur Studierenden anbieten, auch in Vorbereitung, falls mal bei uns jemand mal Thesis machen möchte und so, dass man da das kleine Einmaleins schon mal gehört hat. Das ist aber auch eben sehr praktisch angelegt. Wohingegen die Vorlesung, die ist verpflichtend für den Master. Und da sind es halt ganz viele verschiedene Aspekte, die man anspricht. Man hat einerseits eben die Geschichte der Disziplin, die durchaus eine Rolle spielt. Ab wann gibt es das eigentlich, so das Bemühen um, lass uns das nicht abreißen, sondern irgendwie nicht nur erhalten, sondern auch schützen, in welcher Form auch sowas hat man dabei.

Dann aber auch natürlich das Rechtliche. Was ist ein Denkmalgesetz und was gehört da alles dazu und welche Institutionen spielen da eine Rolle?

Sowas hat man. Oder eben auch Formen der Baudokumentation, was ist Bauforschung und was gehört da eigentlich alles noch mit rein? Auch das Bauen im Bestand ist ein Thema, was extra behandelt wird. Oder sowas wie Guidelines und internationale Richtlinien, so die ganzen Cartae, die immer mal so verfasst werden. Und was macht die UNESCO eigentlich? Also so eine Bandbreite ist da an Themen, das ist durchaus wesentlich. Also da hat man nicht so den einen roten Faden, der Faden der Chronologie, sondern das sind wirklich dann Themen.

Oder städtebauliche Denkmalpflege ist auch so ein Themenbaustein oder Denkmalwerte, warum ist mir irgendwas wert und was für Werte können das sein? Wie ändern die sich? Und das Einvernehmen immer so auch zwischen der allgemeinen Öffentlichkeit und den Sachverständigen. Und solche Dinge werden da behandelt. Und das ist eben ganz gut, finde ich auch, dass das im Master ist und man schon eben ein bisschen auf was aufsatteln kann, was an Wissen da ist, dass man nicht ganz, also das ist ein Thema, das ist eben ein bisschen komplexer und dementsprechend gehört das auch in ein höheres Semester.

Simon Frisch

Fantastisch. Ich glaube, jetzt haben wir eine schöne Runde gemacht. Die Zeit ist auch vorbei. Daniela, ich danke dir für dieses schöne Gespräch.

Daniela Spiegel

Sehr gerne.

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