Ep. 32 – Gespräch mit Maxi-Josephine Rauch

Shownotes

Magie und Handwerk in der Lehre – darum kreist das Gespräch zwischen Simon Frisch und Maxi Rauch, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juniorprofessur Digitale Ökonomien und Alumna der Bauhaus-Universität. Sie erzählt von ihrem Weg vom Studium der Buch- und Verlagswirtschaft in Leipzig über den Master in Medienmanagement bis hin zur eigenen Lehrpraxis. Offen berichtet Maxi von der Nervosität vor ihren ersten Lehrveranstaltungen, von der Bedeutung von Dialog und Praxisbezug, und wie entscheidend einzelne Lehrpersonen für ihre eigene Lernmotivation waren.

Die beiden sprechen über Lernstrategien, den Übergang vom stupiden Auswendiglernen hin zum selbstständigen Strukturieren und Erarbeiten von Inhalten, und wie man Studierende zum Mitdenken und Mitdiskutieren bringt. Es geht um performative Elemente in der Lehre, um die Balance zwischen Frontalunterricht und aktiver Beteiligung sowie um magische Momente, wenn Handwerk und Begeisterung aufeinandertreffen.

Neben didaktischen Fragen taucht das Gespräch tief in Maxis verlegerischen Hintergrund ein: von der wirtschaftlichen Realität kleiner Verlage, der Idee des Buchs als meritorisches Gut, bis hin zu aktuellen Trends wie der Rolle von Social Media in der Buchkultur. Und es spannt den Bogen zurück zur Bauhaus-Universität, wo der Lucia Verlag als Ort praktischen Lernens und interdisziplinärer Zusammenarbeit großes Potenzial birgt.

Unser Host: Dr. Simon Frisch ist Vizepräsident für Lehre und Lernen an der Bauhaus-Universität Weimar und er leitet die Dozentur für Film- und Medienwissenschaft. Er interessiert sich besonders für die spezifische Praxis der Theorie und für die ostasiatischen Wegkünste sowie die Spaziergangswissenschaft als Perspektive und Methode in Lehre und Forschung.

Mitwirkende: Host: Simon Frisch Sound-Design und Schnitt: Jonas Rieger, Moritz Wehrmann Musik: Sebastian Lederle Artwork: Andreas Wolter Ton und Technik: Steven Mehlhorn, Moritz Wehrmann Marketing und Social Media: Claudia Weinreich, Marit Haferkamp Juristische Beratung: Laura Kister Transkript: Natalie Röhniß Produzentin: Nicole Baron Distribution: Ulfried Hermann, Jonas Rieger

Folgenwebsite: www.uni-weimar.de/lehre-podcast

Weiterführende Links: https://www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/medienmanagement/digitale-oekonomien/

Transkript anzeigen

Maxi_Rauch

Simon Frisch

Das Mikrofon geht auf und zwei Stimmen treten auf. Die eine Stimme, die jetzt spricht, gehört dem Vizepräsidenten für Lehre und Lernen von der Bauhaus Universität. Simon Frisch ist mein Name, da hätte ich jetzt mich schon auf eine Rolle festgelegt. Natürlich ist diese Stimme sehr vielfältig immer wieder und so weiter, aber so wie sie jetzt gehört wird und wie sie jetzt die nächsten 45 Minuten spricht, soll sie aus dieser Perspektive Vizepräsident Lehre Lernen und eben als Lehrperson sprechen, der sich für Lehre interessiert und insbesondere mit diesem Interesse mit verschiedenen Personen und Akteurinnen und Akteuren aus der Bauhaus Universität oder auch aus anderen Bereichen spricht. Und heute habe ich Maxi zu Gast als wer wirst du denn zu uns sprechen?

Maxi Rauch

Genau. Hi, meine Stimme, Maxi Rauch wurde schon gesagt. Ich bin aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juniorprofessur Digitale Ökonomien, aber ich glaube, ich spreche heute nicht nur in der Rolle der wissenschaftlichen Mitarbeiterin als Dozentin und als lehrende Person und auch als Forscherin, sondern auch als Alumna, als Studentin, die ich jetzt bis vor anderthalb Jahren noch war.

Simon Frisch

Sehr schön.

Maxi Rauch

Genau. Und ich freue mich sehr hier zu sein.

Simon Frisch

Ja, als Alumna, dann hast du noch relativ frische Erinnerungen auch ans Lernen, also Lehre und Lernen, Magie und Handwerk, so ist der Titel eben dieses Podcasts und zwischen Magie und Handwerk hast du dich dann also bewegt auf verschiedenen Seiten und das noch relativ frisch. Du bist jetzt als Lehrer. Wann hast du angefangen mit der Lehre?

Maxi Rauch

Offiziell 2023 aber das ging so ein bisschen über. Ich habe gerade noch meine Masterarbeit geschrieben und habe dann 23 angefangen und offiziell bin ich 24 bin ich raus aus dem Studium.

Simon Frisch

Und ist das auch deine erste Lehrerfahrung oder hast du schon im Studentischen irgendwie Lehrerfahrungen gehabt?

Maxi Rauch

Noch gar nicht. Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen. Direkt.

Simon Frisch

Erzähl, wie war das?

Maxi Rauch

Aufregend. Also ich habe da lange mit Freunden gesprochen, die Lehramt studiert haben, einen Hintergrund mit Bildungswissenschaften hatten, weil ich sehr nervös war und ich dachte mir, okay, ich weiß, was mir an Lehre Spaß gemacht hat damals, was mich vielleicht gestört hat und okay, vielleicht gehe ich so ran und versuche irgendwie das, was ich immer gut fand, aufzugreifen und Wege der Vermittlung von Inhalten irgendwie so zu beschreiten. Aber nichtsdestotrotz war ich sehr, sehr aufgeregt.

Simon Frisch

Was fandst du denn immer gut?

Maxi Rauch

Ich fand einerseits fand ich es wichtig, irgendwie einen Dialog zu haben. Also klar, man braucht den Frontalunterricht, man braucht die Frontallehre mit viel Theorie, viel Inhalten, aber man braucht auch irgendwie den Austausch mit den Studierenden auch im besten Fall. Und das war immer, glaube ich, der Punkt, der mir Spaß gemacht hat, den Bezug zum Jetzt. Also nur weil ich mir jetzt irgendwie Theorien über, keine Ahnung, Marketing anhöre oder wie digitale Plattformen, digitale Märkte funktionieren. Es ist diese eine Seite, die spannend sein kann. Aber ich finde, man schafft, wenn man Bezug schafft und darüber diskutieren kann und es vielleicht auch anwenden kann, macht das Freude und man kann es anwenden für sich.

Simon Frisch

Ja, also Bezug zu mir jetzt meinst du Bezug zu dir. Du sagst, ah ja, sagt mir was, ich weiß schon und das ist wie bei und so weiter und so weiter.

Maxi Rauch

So in etwa. Aber auch zu aktuellen Themen, politische Themen, mediale Themen. Bei uns ist es stark irgendwie die Präsenz von digitalen Plattformen, beispielsweise der Einfluss von diesen oder wenn ich jetzt mal ganz Beispiel mir überlege, die Übernahme von X durch Musk beispielsweise, also dass solche Themen aufgegriffen wurden und dann der Bezug zur Theorie geschaffen wurde und dann sozusagen das angewendet wurde. Man denkt, ja, da habe ich aus den Nachrichten gelesen, da habe ich einen Bezug zu, da kann ich mitreden und irgendwie da hat sich dann Praxis und Theorie verknüpft und das war so der spaßigste Punkt in der Lehre oder nicht Lehre, aber im Studium dann für mich im Lernen. Im Studium lernen, genau.

Simon Frisch

Ja, verstehe. Also wenn du so sagst, ah, das hat was mit, ich lerne hier was über die Welt, ich kriege hier Schlüssel, mit denen kann ich draußen Türen aufmachen oder sowas?

Maxi Rauch

Ja, genau das. Und irgendwie auch Themen aus anderen Perspektiven zu betrachten.

Simon Frisch

Aus anderen Perspektiven?

Maxi Rauch

Dass man einfach, also man am Ende, ich bleibe jetzt mal dem Plattformbeispiel Social Media, ich nutze es tagtäglich oder wir nutzen es tagtäglich, um mit Freunden zu kommunizieren, um irgendwelchen Menschen zu folgen, aber zu sagen, in der Lehre hat man dann irgendwie, Entschuldigung, Lehre und Lehre, ich bin schon.

Simon Frisch

Ah genau, nennen wir Studium.

Maxi Rauch

Im Studium haben wir dann gelernt, okay, was sind da für Mechanismen dahinter, wie fesseln Plattformen unsere Aufmerksamkeit, warum machen sie das, was passiert mit den Daten etc. Und da irgendwie hat man ein anderes Bewusstsein für bekommen durch die Lehre, dann durchs Studium, die Lehre von den ProfessorInnen.

Simon Frisch

Dein Studium, sagst du es nochmal? Ich weiß nicht, ob du schon.

Maxi Rauch

Ne, das habe ich noch nicht gesagt. Ich habe Medienmanagement studiert hier an der Bauhaus Uni an der Fakultät Medien und davor habe ich Buch- und Verlagswirtschaft in Leipzig studiert, an der HTWK im Bachelor.

Simon Frisch

Buch- und Verlagswirtschaft. Da will ich auf jeden Fall noch mit dir drüber sprechen. Jetzt bleiben wir nochmal beim Medienmanagement, weil natürlich Social Media unter der Managementperspektive oder sagen wir mal auch, wir haben im Vorfeld schon ein bisschen unter der BWL-Perspektive, ja einfach nochmal andere Aspekte aufruft und andere Perspektiven eröffnet, als wenn man jetzt zum Beispiel soziologisch oder ästhetisch oder wie auch immer da rangeht. Wie würdest du denn das Studium der BWL, der Betriebswirtschaftlehre beschreiben?

Maxi Rauch

Das ist eine gute Frage.

Simon Frisch

Wie hast du es denn erfahren?

Maxi Rauch

Es war für mich war die BWL immer so ein ganz, ganz kleiner Bereich im Studium. Wir hatten auch Kommunikationswissenschaften im Bachelor beispielsweise, wir hatten Bildbearbeitung, Fototechniken, das waren immer so die Bereiche, wo ich eher mehr Freude dran hatte, weil BWL ist klar, es ist das Handwerk, was man braucht. Es ist Handwerk auf jeden Fall. Um ein Unternehmen zu führen, um Plattformen zu organisieren. Also vor allem war es für mich ein Handwerk und viele, viele Formeln.

Simon Frisch

Das sind viele Formeln. Was berechnet man denn da alles?

Maxi Rauch

Das geht von Buchführung, also wie kann ich was abschreiben über Umsätze, über Kalkulation von Buchpreisbindung beispielsweise. Es ist sehr, sehr breit und ich glaube, ich habe auch damals sehr überall ein bisschen an der Oberfläche gekratzt, weil das jetzt kein Hardcore BWL Studium war, sondern angewendet auf die Verlagsbranche.

Simon Frisch

Ja, das stimmt. Es gibt ja eine theoretische BWL, also es gibt ja sozusagen Wirtschaftslehre und dann gibt es eben BWL als Handwerk, dass man sagt, damit führe ich mein Unternehmen. Das ist ja ein bisschen was anderes, genauso wie Materialwissenschaft was anderes ist, als wenn man was daraus baut. Also wenn man Material untersucht oder wenn man es benutzt. So kann man ja immer zwischen Anwendung und Theorie unterscheiden. Jetzt ist, jetzt stelle ich mir gerade so vor, aus den wenigen Sätzen, die du gesagt hast, du lernst Gesetze kennen, die Geldströme organisieren und dann gibt es Formeln und Zahlen, mit denen du ausrechnen kannst, wie diese Geldströme, ich nenne es mal Geldströme, aber es geht ja darum, Betriebe oder Ressourcen, man kann es auch Ressourcen nennen, Ressourcen zu organisieren und die dann in Zahlen abzubilden und dann durch die Gesetzbestimmungs-Regelungslabyrinthe oder Architekturen zu steuern. Und dann geht es darum, wenigstens davon leben zu können oder dass da ein Unternehmen funktioniert.

Maxi RauchIm besten Fall, ja.

Simon Frisch

Dann komme ich schon zum Verlegen oder zum Verlag, weil ich das, weil das ist im Grunde eigentlich ein Unternehmen, wo man, also Verlegen ist für mich etwas, man setzt etwas um und dann wird was in der Welt draus und es wird dann, das sind nicht immer nur Bücher, aber in Form von Büchern ist es ja vielleicht erstmal die stärkste Metapher. Ich denke mir was aus was Geistiges, das wird dann aber Materialware, aber Buch ist ja auch irgendwie eine eigene Ware und so weiter. Es lässt sich verlegen, lässt sich auf vieles übertragen. Wie ist dein, Hast du im Bachelor gemacht?

Maxi Rauch

Das habe ich im Bachelor gemacht. Ich habe Buch- und Verlagswirtschaft, wie gesagt, studiert und das wäre jetzt auch ein schöner Übergang, was du gerade meintest, eben diese Ressourcen und die man hat und man möchte am Ende vielleicht dann nicht Minus haben, man möchte über die Null kommen und Plus haben und hat das schöne Gut des Buches mit künstlerischen Inhalten, mit kreativen Inhalten natürlich auch. Es gibt ja noch viel, viel mehr Genre von Büchern, Aber genau das war am Ende so dieses Zusammenspiel. Ich liebe Bücher, ich habe irgendwie ein großes Herz dafür und ich habe jetzt irgendwie die ganze BWL-Seite gelernt und jetzt muss man das vereinen. War für mich am Ende des Bachelors ein bisschen Konflikt. Ich wollte ganz lange in die Verlagsbranche. Das war für mich ein absoluter Traum.

Und dann habe ich am Ende ein Praktikum gemacht bei einem kleinen Kunstbuch und Theaterbuchverlag in Leipzig. Und hab gesehen, was es heißt, so ein Nischenprodukt zu haben mit ganz, ganz viel Liebe und Arbeit, an einem Buch zu arbeiten, damit es publiziert wird und am Ende nur zu überleben, weil man von einem größeren Medienunternehmen finanziert wird, Wo ich dann irgendwie gesehen habe, dass es man hat zwar was man liebt, aber es ist so so viel Arbeit. Am Ende kriegt man irgendwie keine schwarzen Zahlen. Und das war für mich so ein Konflikt, wo ich gesagt Es kann doch nicht sein, dass es so viele tolle kleine Verlage gibt, wo ich mich hätte gesehen, die so kämpfen müssen, um zu überleben und es ganz oft nicht schaffen. Und das war dann am Ende nach dem Bachelor so ein Punkt, wo ich dann gesagt die Richtung Ja, aber die Verlagsbranche. Ich glaube, da würde mein Herz zu sehr bluten, wenn ich da wirklich in so entweder halt so ein großen Unternehmen gehe, die irgendwie versuchen an die breite Maße zu gehen oder halt mich doof und dämlich arbeite, um es jetzt mal einfach zu formulieren, um irgendwie Sachen zu publizieren, die ich liebe und dann irgendwie am Ende trotzdem da Probleme zu haben oder mit dem Verlag irgendwie nicht ressourceneffizient zu arbeiten.

Simon Frisch

Das ist total interessant, weil das ist, glaube ich, wir kommen jetzt in so einen Bereich, also wo kommen eigentlich die Ressourcen her? Bringe ich die aus meinem Leben, aus meinem Alltag dauernd in den Verlag ein und dann lebe ich dafür oder hole ich sie woanders her und kann dann so eine Sparte aufmachen? Ich denke gerade an viele Verlage, die im Grunde, ich glaube, Becks macht das so, die arbeiten für die ganze Jurisprudenz, also die verlegen lauter Dinge, die müssen gekauft werden, das ist die sichere Bank, da kommt dann das Geld rein und mit dem machen sie dann Literatur, Sachbuch, Lyrik sogar hier und da und so und so und so, was sich überhaupt nicht verkauft, was sich aber rechnet und dann wird es so eine Gesamtmasse, in der man dann eben in der man dann eben querfinanzieren kann. Also im Grunde haben Hollywood Studios auch schon so gearbeitet und so weiter. Jetzt finde ich es interessant, weil mir dazu eingefallen ist, dass der Nautilus Verlag da ist. Jetzt habe ich den Namen vergessen leider von der Gründerin fällt mir wieder ein oder kann man nachgucken. Die Gründerin, Mitgründerin vom Nautilus Verlag, hat vor zwei Jahren oder im vergangenen Jahr ihre Erinnerungen rausgebracht und sie hat geschrieben, sie wollten politisch tätig werden in den 1970er Jahren.

Sie wollten in die Aktion gehen und haben angefangen zu schreiben natürlich, also zu kommunizieren und haben dann bei der Absicht oder in dem Projekt politisch tätig zu werden einen Verlag gegründet. Und der Verlag war im Grunde gar nicht zum Leben und so weiter gedacht oder um Geld zu verdienen, sondern um politisch tätig zu werden. Und das finde ich interessant, diese Bandbreite des Verlegens, dass das Verlegen ja wirklich auch eine Aktivität ist, also auch ein Lebensinhalt sein kann, wo dann die Bücher nicht nur Waren sind, die Umsatz und Gewinn generieren, sondern wirklich Handlungsweisen werden, wo man dann wirkungsorientiert arbeitet.

Maxi Rauch

Definitiv, Das kann man ja auch dann weiterfassen. Das Buch wird ja auch als meritorisches Gut angesehen, was ja auch als meritorisches Gut.

Simon Frisch

Meritorisch, kannst du das erklären für uns?

Maxi Rauch

Meritorisch, das bedeutet, es gibt einige Güter, die vom Staat unterstützt werden, reguliert werden, weil der Staat der Auffassung ist, dass dieses Gut, in dem Beispiel das Buch für eine breite Bevölkerung oder für die Gesellschaft notwendig ist, um in Diskurs zu treten, um sich zu informieren, was auch demokratiestärkend sein soll. Und deswegen wird das Buch als meritorisches Gut angesehen und das ist jetzt wieder die BWL-Seite steuerlich begünstigt. Also Bücher werden zu einem vergünstigen Mehrwertsteuersatz verkauft. Und da kann man sozusagen auch sagen, das Buch hat irgendwie, es ist Engagement, es ist Liebe, es ist irgendwie, man will irgendwas auch zurückgeben, sei es durch politische Inhalte, wie du es jetzt aufgegriffen hattest, durch künstlerische Inhalte, durch Wissen, durch… ja.

Simon Frisch

Und wie hast du jetzt gehen wir mal wieder zu unserem Thema zurück und können ja dann immer wieder dahin kommen, weil von der Grundanlage ist es ja wirklich ziemlich interessant. Also es ist, es ist ja dann schon, ich will das noch mal kurz zusammenfassen, dass dieses Verlegen ja wirklich welthaltig werden ist oder in der Welt tätig werden. Es ist eine Form, in der Welt tätig zu werden, etwas umzusetzen, wirksam zu werden, zu kommunizieren, was in die Welt zu senden, zu bringen und so weiter und so weiter. Und wir wissen ja, es gibt Bücher, die haben ganze Bewegungen ausgelöst und so weiter und so weiter. Aber wie unterrichtet man sowas oder wie lernt man das?

Maxi Rauch

Ja, das ist ein großer Punkt. Also weiß ich nicht, das Lernen damals im Bachelor war noch ein, ohne jetzt jemanden zu kritisieren, aber ein sehr frontales Lernen. Wir haben sehr, sehr viel vorgesetzt bekommen, auch viele Theorien, die schon seit Jahren verwendet werden, Bücher, die schon seit langem publiziert sind und als Richtwert gelten.

Simon FrischWas sind zum Beispiel?

Maxi RauchDas Reklams Sachlexikon über das Buch beispielsweise, was so ein ganz kleines Taschenbüchlein war, was mich das ganze Studium begleitet hat.

Simon Frisch

Was steht da so drin?

Maxi Rauch

Das ist wirklich wie so ein Lexikon am Ende. Also das geht von Distribution über Buchpreisbindung über meritorisches Gut und es wird sagen, wissenschaftlich definiert und sagen als Nachschlagewerk, um die Grundlagen und die Begriffe zu verstehen, sowas wie Umschlagkraft und sowas im Lager oder gibt es verrückteste Worte, die man drin lernt, aber auch ulkige Sachen wie SaSaTü. Hast du schon mal von SaSaTü gehört?

Simon Frisch

Nein, auch Umschlagkraft habe ich auch noch nicht gehört.

Maxi Rauch

Umschlagkraft, um da erst mal drauf einzugehen, das beschreibt die Geschwindigkeit, wie schnell Bücher, also du hast Bücher in einem Lager und dann siehst du die Absatzzahlen, da gibt es dann auch eine schöne Formel für die Umschlagkraft beschreibt, wie schnell Bücher aus dem Lager rausgehen und verkauft werden und das in Relation gesetzt zu dem, was du eingekauft hast. Und SaSaTü ist Sachsen, Sachsen Anhalt, Thüringen. Ganz simpel, weil es dann in der Verlagswirtschaft geht es natürlich auch groß um Distributionsthemen und sowas.

Wie wird was verlegt und wo verlegt? Aber um nochmal auf das, du hast ja gerade explizit nach dem, wie wurde damals, also vielleicht, ich habe es jetzt so interpretiert, wie habe ich damals die Lehre wahrgenommen und wie mache ich es jetzt auch selber? Ja gut, damals, wie ich gerade meinte, war es sehr, sehr viel frontal und weniger. Man steht jetzt irgendwie, man hat irgendwie praktische Projekte, gab es auch ein paar auf jeden Fall, aber man stand irgendwie selten vorne dann auch jetzt, um die Verbindung vielleicht zu bringen zu der Frage.

Simon Frisch

Man sind jetzt die Studierenden, die stehen selten vorne, es steht immer jemand anders vorne und das ist sozusagen eine Richtung. Ihr seid die Behälter und werdet befüllt.

Maxi Rauch

Also jetzt ja doch, ja so kannst du es sehen oder den Nürnberger Trichter. Ich weiß nicht, ob das hatte Jürgen Rösch, mein Chef letztens gebracht. Also du hast sagen Trichter auf und kriegst ganz, ganz viel Informationen und die nimmst sozusagen für bare Münze oder das ist gegeben und wird nicht in Frage gestellt.

Simon Frisch

Hat das funktioniert? Also sind die besten Zeugen diejenigen, denen ich es erzählt habe im Unterricht?

Maxi Rauch

Ich weiß, also ich glaube ein Teil ist hängen geblieben auf jeden Fall auch weil man es dann sehr stupide auswendig gelernt hat dann als Studierende.

Simon Frisch

Also schon so klassische Techniken und irgendwas funktioniert daran schon auch.

Maxi Rauch

Aber ich hatte dann einen Prof und der ist glaube ich jetzt auch für mich und da kann ich jetzt den Bogen spannen zu mir als Lehrperson, der für mich echt ausschlaggebend war, der den Unterricht, die Lehre so anders gestaltet hat, dass man so Spaß hatte zuzuhören. Das war VWL, also eigentlich auch super trocken. Ich meine, ich bin jetzt genau in dem Bereich unterwegs, vielleicht liegt es auch an Ihnen mit, aber der das in Beziehungen gesetzt hat, also Bezüge geschafft hat und dann von einem ging es um Solidaritätspreise und er hat damals in seinen Studierendenzeiten ein Festival organisiert, ich glaube, es war Hardrock Festival und da hat er halt von seinen Erfahrungen erzählt, setzte sich auf den Tisch und war so im Dialog und erzählte von seinen Erfahrungen, hat es angewendet und das hat so viel Spaß gemacht, dass ich wirklich sehr, sehr oft noch an ihn zurückdenke, auch wenn ich jetzt meine Lehre vorbereite Und da vielleicht jetzt auch so ein bisschen als offene Frage, weil das habe ich mir in Vorbereitung zum Podcast auch überlegt, wie erlerne ich das Handwerk, um als Lehrperson aufzutreten und wann passiert Magie?

Simon Frisch

Das ist total toll. Also das habe ich gerade schon gedacht. Du hast kurz so eine Szene beschrieben, hätte sich da so hingeschmissen oder hingesetzt oder sowas. Also das wird dann performativ. Also das ist eigentlich eine Beschreibung von der Performance und jetzt hast du auch vom Auftritt gesprochen, also wie ich als Lehrperson auftrete und wenn ich das jetzt mal buchstäblich nehme, das leuchtet mir total ein, weil es sich unmittelbar mit dem verbindet, was ich aus meiner Lehrerfahrung auch selber habe, dass mich das, was mich performativ überzeugt hat, eigentlich auch dann inhaltlich irgendwie angezogen hat. Und jetzt hat dieser, also zumindest kann man so beschreiben, das kann ja auch sein, dass das so eine Mischung ist. Es interessiert mich irgendwie auch oder ich bringe da irgendwas mit.

Aber ich weiß es noch aus der Schule, dass mich zum Beispiel Mathe in einem Jahr total interessiert hat und im nächsten Jahr gar nicht. Und da hatte sich der Lehrer gewechselt. Da könnte man eine Korrelation herstellen.

Maxi Rauch

Also das glaube ich auf jeden Fall. Also das wollten meine Eltern mir immer nicht zugestehen, aber ich habe immer gesagt, das liegt am Lehrer oder einer Lehrerin. Es ist so ausschlaggebend. Also natürlich muss man auch selber Effort, man muss sich auch reinknien, man muss lernen, man muss selber Wege finden zu lernen auch Wege zum Lernen habe ich echt recht spät erst gelernt für mich.

Simon FrischErzähl.

Maxi RauchIch habe ganz lange stupide auswendig gelernt und irgendwie ist es nicht angekommen.

Simon Frisch

Wege zum Lernen, das ist ein tolles Thema, weil das ist wirklich wie gehen und danach, was hast du dann gemacht? Auswendig gelernt ist nicht angekommen.

Maxi Rauch

Auf gar keinen Fall. Ich habe teilweise auch noch im Abi die Schwierigkeiten gehabt. Also ich habe jetzt auch nicht das allerbeste Abi, gut, das ist jetzt ein anderes Thema, aber ich habe ja, das.

Simon Frisch

Kann ich gut nachvollziehen.

Maxi Rauch

Ich habe alles, weiß nicht, ich habe es mir angeschaut, ich habe mir Karteikarten gemacht und irgendwie ist es nicht angekommen. Bis ich dann irgendwann, ich glaube es war die letzte Abiprüfung, da hatte ich dann so einen kleinen Aha Moment, der sich dann im Bachelor gefestigt hat und zwar das für mich neu strukturieren, neu erklären und logisch niederschreiben. Also ich habe mir dann zum Beispiel, das war dann glaube ich, was war denn das für Fach Geschichtshefte oder so.

Simon Frisch

Da kannst du es noch mal wiederholen, einfach für alle, wenn man es einmal hört, Sachen neu zu strukturieren, neu zu formulieren.

Maxi Rauch

Genau, genau. Für mich war der Moment, dass ich dann, ich habe mir irgendein Thema genommen, ein Geschichtshefter beispielsweise, ich habe mir die Sachen angeschaut, habe das eine neue Struktur gebracht, ich habe mir noch Quellen rechts und links angeschaut, ich habe mir das zusammengefasst, neu strukturiert. Natürlich nicht die Geschichte neu geschrieben, aber.

Simon Frisch

Ja, nee, klar.

Maxi Rauch

Und Ziel war am Ende, dass ich dann irgendwie die ganzen Inhalte in riesig dicken Hefte auf einer A Seite hatte. Und da habe ich irgendwie gemerkt, Lernen kann Spaß machen und bleibt richtig nachhaltig hängen.

Simon Frisch

Was hat daran Spaß gemacht?

Maxi Rauch

Das war irgendwie das sich selbst erarbeiten. Ich hab früher, habe ich das immer, das, was die Lehrperson mir gesagt hat oder gezeigt hat, war für mich Usus. Genau auf das muss ich mich beziehen. Ich muss genau das so wiedergeben, wie sie es mir gesagt haben.

Simon Frisch

Also auch die Formulierung.

Maxi Rauch

Genau die Formulierung. Also ich habe wirklich stupide auswendig gelernt, dass ich die Definition von, was weiß ich, von irgendwelchen Biozellen von Zellen in Biologie, dass ich die genauso kann, wie die Lehrerin sie gesagt hat oder wie sie im Lehrbuch steht. Und dass das aber nicht der Weg ist, habe ich viel zu spät verstanden.

Simon Frisch

Das ist total interessant, gerade wenn du Zellbiologie machst, ich weiß noch, als unser Lehrer in der Biologiestunde, ich glaube es ist in der achten oder in der neunten, da macht man glaube ich diese Zellsachen. Der kam rein und hat lauter lustige Männchen oder Figuren oder Wesen an die Tafel gemalt und hat gemacht und getan und dann hier plankt, ach was weiß ich, mir fällt gar nichts mehr davon ein, Zellwände und Kerne und was da alles, Mitochondrien und was da alles drin.

Maxi Rauch

Semipermeable Schichten und sowas, so halbwasserdurchlässig, das ist bei mir hängen geblieben irgendwie.

Simon Frisch

Das ist ja eine Metapher fürs Lernen. Könnte sogar sein.

Maxi Rauch

Guter Bogen. Ja.

Simon Frisch

Und in der dritten, vierten, fünften, sechsten oder siebten Stunde habe ich ihn, Entschuldigung, wo leben diese ganzen Wesen? Der Anfang war irgendwie nicht da. Ich habe das alles gelernt und wusste das irgendwie alles, aber ich hatte keine Ahnung, in welcher Welt, auf welchem Planeten, zu welcher Zeit diese Wesen, die er da alle an die Tafel macht, eigentlich existiert, Bis ich dann eben wusste, in uns allen. Und das musste er mir erstmal erklären. Und vorher war das genau dieses Stupide. Ich habe gelernt, es gibt irgendwie Wesen, das hatte ein bisschen was, wie wenn man als Kind so Fantasiewelten, also die Welt der Schlümpfe kennenlernt oder die Welt der Pokémons oder so weiter.

Maxi Rauch

Aber es war dann der Bezug, der für dich hergestellt wurde. Das war der Punkt. Das hatte ich auch vorhin gesagt, warum mir Lehre Spaß gemacht hat. Wenn man irgendwie Bezug hat, man weiß, wo verorte ich das und vielleicht, wo kann ich es im besten Fall selber anwenden. Gut, ich glaube jetzt Zellen wahrscheinlich eher schwieriger. Da findet man wahrscheinlich auch einige Anknüpfungspunkte, aber jetzt nicht so greifbare.

Simon Frisch

Das ist immer so eine Imagination. Ich schaue mich dann an und dann imaginiere ich, das sind jetzt alles Zellen.

Maxi Rauch

Das ist natürlich schon richtig.

Simon Frisch

Also tatsächlich ist nach wie vor wie Pokémon. Aber jetzt hast du vorhin was Interessantes gesagt, da will ich noch mal anknüpfen, dass du beim Lernen, also diese Anverwandlung und dass es auf der einen Seite diesen Auftritt als Lernende gibt und dann hast du auch noch gesagt, oder zumindest habe ich das kurz vorausgehört. Man muss aber schon auch was tun, wenn man was lernen will. Also da kann man nicht nur einfach sich hinsetzen und here we are now entertainers und dann müssen die da vorne mal gucken. Und wenn die mich nicht abholen, dann ist es nicht mein Problem, sondern es gibt da auch noch mal was anderes, was man auch mitbringen kann. Wenn der Typ oder die Typin nicht so cool ist, dass der Auftritt gelingt, was mache ich, wenn mich was interessiert und die Lehrperson schafft es nicht.

Maxi Rauch

Ja, das ist, glaube ich, immer schwierig, weil ich merke das auch teilweise selber, wenn man irgendwie, man muss diesen Punkt bekommen im besten Fall, dass man die Studierenden abholt, dass sie den Punkt haben, dass sie sagen, okay, ich knie mich jetzt in das Thema rein oder ich lese noch rechts und links dazu und ich kenne es selber von mir auch manchmal. Manchmal, auch wenn die Lehrperson es einem nicht vermittelt, ist der Punkt die intrinsische Motivation nicht da zu sagen, okay, ich knie mich da jetzt rein und erschließe es mir selber und dann mache es interessant für mich.

Simon Frisch

Aha, ich mache es selber. Das ist irgendwie irre. Wie mache ich Interesse selber?

Maxi Rauch

Das ist so ein Punkt, über den ich auch schon mehrfach nachgedacht habe, irgendwie auch als ich noch die lernende Person. Ich bin, ne, ich bin immer noch die lernende Person. Ich brauche ja auch diesen Effort. Also ich muss es ja schaffen, dass ich die Sachen logisch verknüpfe, die Theorie gut vermittle und Bezug schaffe. Ich muss nicht der, wie du es gerade meintest, Entertainer oder die Entertainerin sein, die jetzt vorne den Hampelmann macht, damit jeder sich geiles Thema, die erzählt das richtig cool und jetzt knie ich mich rein. Also klar will man diesen Punkt haben, wo es bei den Studierenden so resoniert, dass sie auch Lust haben, da mitzudiskutieren. Aber man muss da, glaube ich, einen guten Weg finden und die Studierenden müssen auch verstehen.

Und das ist, glaube ich, so ein bisschen zu sehen mit diesem Lernprozess, den ich damals hatte, dass man ein Privileg hat zu studieren, dass man sich dafür bewusst entschieden hat, den Bachelor oder den Master zu studieren und man ja auch ein Ziel hat damit. Und deswegen müsste dann doch schon eigentlich die intrinsische Motivation da sein. Klar, manche Themen können einen nicht abholen, manches macht man nur, weil man es machen muss und die Leistungspunkte braucht. Aber im Idealfall kommen die Studierenden schon mit Interessen und Fragen und dann geht das Konzept der Lehre und des Lernens, habe ich das Gefühl, mal sehr gut auf.

Simon Frisch

Ich glaube, das passt gut zu dem, was du vorhin erzählt hast, von dem ich habe Wege zum Lernen gefunden. Ich glaube, das ist das, was wir alle irgendwie finden müssen, wenn wir studieren. Diese Wege zu lernen, kann sein, dass man es in der Schule noch nicht so richtig kriegt, da ist es noch ein bisschen anders, aber ich komme immer mehr dahin. Das Alleingelassensein im Studium führt irgendwie dazu, dass ich Wege suchen und finden muss, weil da keine sind. Da sind möglicherweise keine. Und dazu passt gerade eine ganz aktuelle Erfahrung, die ich gerade jetzt mit Studierenden im Seminar Einführung in die Filmgeschichte hatte. Da haben die Leute alle jede Sitzung Referate halten müssen.

Das ist ja eine sehr gängige, ist ja nicht besonders originell. Also es ist eine sehr gängige Art und Weise, Seminare zu gestalten. Ich habe eine ganze Zeit lang darauf verzichtet, Referate zu machen, habe dann immer gedacht, wir machen das gemeinsame Gespräch und ich moderiere das, bis ich irgendwie gemerkt hab, eigentlich ist das schon gar nicht schlecht, wenn auch mal Studierende vorne stehen. Du hast ja vorhin auch kurz angesprochen und da eine gewisse Zeit lang halten müssen, also einen Auftritt organisieren müssen. Und deswegen habe ich das dann auch wieder eingeführt, allerdings nicht mehr die ganze Stunde sondern 20 Minuten Referate, eigentlich das Format, was wir später bei Tagungen noch haben und so weiter. Und dann habe ich gemerkt, dass ich da eine Verantwortung habe, was mir, glaube ich, in diesem Semester zum ersten Mal richtig aufgefallen ist, dass ich nämlich die Verantwortung habe zu organisieren, dass dieses Referat mit der Gruppe zu einem Lerneffekt wird, über den Inhalt hinaus. Bisher war das dann immer Mensch, so müde und so und so.

Die Leute kamen allmählich nicht mehr. Und ich selber erinnere mich an mein Studium, dass ich immer Naja, da kommen jetzt diese langweiligen Referate. Jetzt habe ich mich aber eingebracht, dass ich auf beiden Seiten angefangen habe zu moderieren. Ich habe zu den einen bemüht, euch mal ein bisschen mehr aufzutreten. Also ihr müsst da vorne, Ihr müsst die da erreichen, die da alle sitzen. Und ich habe zu den anderen Ihr müsst dafür sorgen, dass euch das erreicht, was da vorne gemacht wird. Also ich weiß, die reden alle sehr leise.

Dann müsst ihr entweder näher hingehen oder genauer zuhören, weil das wird euch im ganzen Leben die ganze Zeit passieren. Die Sachen werden euch nicht auf den Tisch gestellt. Wenn euch was interessiert, müsst ihr dafür sorgen, dass ihr die Informationen bekommt. Und deswegen will ich jetzt gar nicht, dass ihr da vorne noch viel mehr Performance macht, sondern ich will, dass ihr auch dafür sorgt, dass ihr zuhört, dass ihr es mitkriegt. Schreibt es auf, fragt nach. Ihr müsst das wollen, weil meine Erfahrung auch ist, dass die Lehre besser wird, wenn die Leute gut zuhören.

Maxi Rauch

Definitiv. Aber schaffst du es mit der Methodik auch, dass die Studierenden selber dann im Austausch treten, nach dem Referat Fragen stellen? Und da habe ich manchmal Die stehen dann alle da, machen große Augen, selbst wenn es irgendwie, wenn Studierende präsentieren und Fragen haben.

Simon Frisch

Ach, du meinst, während ich noch dabei bin?

Maxi Rauch

Ja, genau. Also wenn die sagen, das Referat halten? Weil da bin ich oft noch am strugglen, da muss ich dann die Stille ertragen.

Simon Frisch

Ja, das ist was ganz Wichtiges. Diese Stille ertragen, das ist, glaube ich, die Hauptkompetenz, die wir alle haben müssen. Das Vertrauen, dass der Raum immer noch da ist und dass er bleibt und dass er hält und dass wir alle noch da sind und dass wir auch irgendwann wieder anfangen können, miteinander zu reden. Ja, das ist eine der ersten Lehrerfahrungen die ich hatte, dass ich die Stille gar nicht wusste, Was mache ich denn jetzt? Aber ich wusste auch nicht, wie ich sie breche. Und dann stand ich in der Stille und im Grunde hatte ich das Gefühl, das war es jetzt dann mit meiner Existenz. Aber nein, das gelingt nicht.

Also das habe ich noch nicht erfahren, dass nach so einem Referat sofort die Leute oh, total spannend, weil du hattest ja vorhin gesagt und so und so und so. Wie könnte man das machen? Also ich habe ein paar Vermutungen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich stör. Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne mich, da haben wir mal so eine Radiosendung gemacht ohne mich, haben die sofort über den Film gesprochen. Mit mir gibt es mehrere Hemmnisse. Die wollen nicht durch zu viele Fragen die anderen in die Bredouille bringen und sie wollen auch durch Fragen nicht blöd aussehen.

So das sind das wären so meine Thesen dazu.

Maxi Rauch

Ja, nee, das vermute ich auch und ich glaube, das ist oft so ein Punkt der Unsicherheit, den ich auch persönlich von mir kenne. Und da sehe ich aber auch manchmal den Unterschied zwischen Bachelorstudierenden und Masterstudierenden. Da sind also Bachelor Studierende halten sich da sehr, sehr zurück und ich habe da auch noch keinen Weg gefunden zu sagen, okay, wie kriege ich, dass die in die Unterhaltung kommen. Bei den Masterstudierenden klappt es häufiger, weil ich glaube auch einfach ein Bewusstsein dafür da ist und die auch irgendwie Selbstsicherheit haben. Die wissen, wir haben gewisses Knowledge, wir haben einen Background, wir haben gelernt, wir sind im Thema drin halbwegs. Und wenn ich dann auch irgendwie sage, versucht irgendwie auf die Fragen einzugehen. Ich sage auch zu denen, die dann präsentieren müssen, bereit vielleicht paar Fragen vor geht in den Diskurs, sprecht drüber.

Und das funktioniert manchmal aber auch nicht immer.

Simon Frisch

Was manchmal funktioniert, ist die Frontalsituation aufzulösen und dass die Leute miteinander sprechen, wobei ich da auch schon die Erfahrung gemacht habe, dass ich nicht immer sicher bin, worüber die jetzt gleich noch sprechen. Also sie fangen dann doch sehr an, über alles Mögliche zu sprechen und manche reden dann einfach gar nicht miteinander und schauen ins Handy oder machen sowas in der Art und Weise. An der Stelle kommen dann immer wieder diese Frage, die du vorhin aufgerufen hast. Ich habe mich eingeschrieben, ich habe ein Ziel, ich möchte studieren und Jetzt setze ich mich hier in den Seminarraum und lasse die Zeit verstreichen. Das passt natürlich nicht zusammen, aber natürlich ist das was, was ich von mir auch kenne oder kannte.

Maxi Rauch

Ja, natürlich. Also das ist ja, glaube ich, in den wenigsten Seminaren oder Modulen so, dass man ich habe da jetzt richtig Bock drauf und mich pack das Thema. Ich will diskutieren, ich bin da fit drin. Aber weiß nicht, vielleicht ich weiß nicht, ob das irgendwie mehr Bezüge herstellen muss, ob man irgendwie länger warten muss, dass sie in Austausch treten, ob man Ich bin mir auch immer so unsicher. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich den Vorteil habe, dass ich relativ nah zu den Studierenden bin und die sich eher trauen, in Unterhaltung zu gehen mit mir, weil die weiß nicht, ich bin seit anderthalb Jahren aus der Uni als Studierende raus. Ich bin zwar noch Promotionsstudierende, aber jetzt halt auch Dozentin. Und ich glaube, das ist manchmal so ein Punkt, dass ich die Personen sich dann eher trauen, dann auch Fragen zu stellen und in Diskussion zu gehen.

Simon Frisch

Also an die Zeit erinnere ich mich auch noch, als ich direkt aus der Uni, Ich habe sehr viel Sachen gemacht, dass ich aus dem Seminarraum rausgegangen bin und habe mit den Leuten einfach so draußen so rumgeredet. Dann ist nicht mehr diese krasse Seminar Situation. Aber das ist ein großer Vorteil tatsächlich. Also ich habe jetzt eine andere Rolle. Ich muss meinen Auftritt anders organisieren. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als das Du nicht mehr gehalten hat. Also das ist immer wieder runtergefallen und dann bin ich jetzt halt der Sie.

Und an denen stellt man einen ganz anderen Anspruch. Und das ist ganz interessant. Ich habe, weil du von frontal am Anfang gesprochen hast. Ich habe auch gehört, dass die Frontalform sehr geschätzt wird von den Leuten, die auch wirklich im Seminar schon mal gesagt Warum erzählen sie nicht mehr? Sie wissen doch so viel, Wir wollen davon was erfahren. Und das geht natürlich gut, indem man das frontal macht, also indem man dazu was erzählt. Und dann ist es eben schwierig wie organisiert man das so, dass es nicht einfach ein Monolog wird, der dann letztlich auch wieder an den Leuten vorbeigeht. Also wie kriegt man das so, dass es eben nicht der Nürnberger Trichter wird oder dass es nicht das Bild von diesem Nürnberger Trichter wird? Was für Inhalte unterrichtest du denn? Was sind denn so deine Seminare, die du so anbietest oder angeboten hast der Vergangenheit?

Maxi Rauch

Das Schöne ist, es ist relativ breit gefächert. Also das Grundthema sind digitale Plattformen. Also die Juniorprofessur heißt ja digitale Ökonomien.

Simon Frisch

Genau, das hattest du schon gesagt.

Maxi Rauch

Genau, bei Junior-Prof. Dr. Jürgen Rösch und es ist jetzt mein drittes Semester, wenn ich recht überlege.

Simon Frisch

Du bist Mitarbeiterin bei ihm.

Maxi Rauch

Genau, ich bin Mitarbeiterin bei ihm, genau. Korrekt. Und im ersten Semester habe ich über Behavioral Economics gesprochen, also Verhaltensökonomie. Und genau dieses Thema, was ich vorhin schon mal kurz aufgemacht hatte, wie beeinflussen Plattformen unser Verhalten?

Wie lenken sie das?

Simon Frisch

Also nicht unser Denken, sondern wirklich auch unser Verhalten.

Maxi Rauch

Unser Verhalten, genau, durch das Setzen von Nudges, durch Gestaltung von Designelementen auf Plattformen Und wie kann auch das Verhalten, also es kann ja positiv beeinflusst werden, es kann negativ manipuliert werden. Ich habe versucht, da einen guten, guten Mittelweg zu finden und da hatte ich PraxispartnerInnen eingeladen. Die Studierenden mussten auch im Forschungskolloquium arbeiten und haben dann diese einzelnen Themen aufgegriffen und haben dann zum Beispiel geguckt, was war das eine Thema? Ich glaube, wie Dating Plattformen und die Auswahl an Dating potenziellen Dating Personen sagen, das Verhalten beeinflussen. Also bist du eher gewillt, mehrere Matches zu verteilen oder Likes zu verteilen, wenn du eine kleinere Auswahl hast oder wenn du größere Auswahl hast? Das war zum Beispiel ein Thema. Dann habe ich einmal Jürgen Rösch vor allem im Forschungskolloquium unterstützt und habe dann so Grundlagen zu Umfragen vermittelt und so was.

Und dieses Semester, und das ist, glaube ich, so der Punkt, und da kann ich vielleicht wieder den Titel des Podcasts aufgreifen, habe ich mal so einen richtig magischen Moment gehabt in der Lehre oder habe den gerade. Und zwar bieten wir dieses Semester ein Modul an mit einem sehr sperrigen Titel und zwar „Digitale Umwelten, die Rolle des öffentlich rechtlichen Rundfunks in digitalen Informations und Kommunikationsräumen“. Und das machen wir zusammen mit der Uni Erfurt. Das wird auch gefördert im Rahmen der Jahresthemen der Bauhaus Uni Beyond Now. Und da hatte ich einen magischen Moment, weil die Lehre und die Forschung sich gekreuzt haben und zwar perfekt. Also das ist gerade ein richtig, richtig schöner Übergang und ich bin so tief im Stoff drin und dieses Handwerk kann ich da gerade sehr, sehr gut anwenden, was ich mir über lange Zeit erarbeitet habe. Und ich habe das Gefühl das kommt bei den Studierenden auch an und die haben Lust darauf, weil ich springe da vorne rum, weil ich so ein Thema drin bin, mich freue, ich mich vermitteln kann und die knüpfen auch gute Diskussion gerade an und die müssen auch eigene Formate weiterentwickeln, wie der ÖRR der Zukunft aussehen könnte, Jetzt mal überspitzt gesagt, aber das mache ich jetzt dieses Semester und das macht sehr, sehr viel Spaß.

Simon Frisch

Ach, fantastisch. Also das heißt, da ist wirklich ein Handwerk, aber du beherrschst es so, dass du dich darin völlig frei bewegst. Also wie wenn man tanzen gelernt hat oder wie wenn man, wie heißt diese, wie heißt diese asiatische Kampfkunst? Kung Fu. Kung Fu, ja, wie wenn man so Kung Fu, wenn man so diese Kata alle kann und dann ist man in so einer unendlichen Bewegung und jede Bewegung führt die Kraft wieder zurück und nimmt sie wieder auf und so weiter. Man geht gar nicht in die Erschöpfung und dann ist man im Grunde aus der Anstrengung raus und dann ist es wie fliegen oder sowas. So wird das ja beschrieben.

Das kann ich gut nachvollziehen. Das heißt, das ist ein Stoff, den du total beherrscht und wo immer ihr hinkommt, da kennst du dich aus, da fällt mir auch noch was ein hier und das richtig und so, aber da darf ich danach fragen. Du gehst aber nicht der Verlockung oder in die Verlockung jetzt ins Frontale zu gehen, weil du da so viel weißt.

Maxi Rauch

Es ist ein Mix. Wir haben ja die Vorlesung und einen Begleitkurs und in der Vorlesung ist teilweise schon frontal, weil ich dann auch mit Paragraphen komme und die um die Ohren schmeiße, damit sie ein Verständnis dafür haben, was im Auftrag des ÖRR stehst öffentlich rechtlichen Rundfunks. Aber im Begleitkurs ist da wirklich 90 Minuten Austausch, Gruppenarbeit. Die müssen sich Themen erarbeiten, die müssen darüber diskutieren, die müssen das vorstellen und sollen vor allem kritisch sein dabei. Also das ist was, was ich echt rauskitzeln möchte. Aber selbst da, wenn sie mit Fragen rechts und links kommen, ich fühle mich einfach sicher in dem Thema und habe da auch ein Bewusstsein und das war auch was ich überlegt hat, was ich gerne dich fragen würde. Wann bist du an so einen Punkt gekommen, dass Magie entstanden ist, dass du Selbstbewusstsein warst in deinem Handwerk sicher damit warst.

Wie hat sich das bei dir entwickelt?

Simon Frisch

Das ist eine ziemlich spannende Frage. Das ist überhaupt nicht bewusst verlaufen, sondern letztlich im Rückblick kann ich sagen, ab dem Moment hatte ich sowas oder so. Und natürlich jetzt habe ich schon einigermaßen darüber geredet. Das ist ganz interessant, weil ja dann auch so Geschichten erzählen, die ich angefangen habe mir zuzulegen Und jetzt will ich aber die nicht einfach wieder rausholen, sondern tatsächlich drüber nachdenken, was jetzt zu dem auch passt, was du gerade erzählt hast. Tatsächlich habe ich, also im Anfang weiß ich noch, habe ich unheimlich wenig loslassen können. Das passt glaube ich zu dem, wie du es gerade beschrieben hast, weil ich selber so wahnsinnig viel Mühe hatte, mir das alles zu arbeiten, was ich da jetzt gerade als Seminar mache. Also ich hatte dann zwei Stunden, zwei Semesterwochenstunden damals noch auf der Basis Lehrauftrag, als ich angefangen habe und da habe ich die ganze Woche dafür gebraucht und zwar jede Woche für diese zwei Stunden.

Und dann war ich auch hoffentlich fragen die mich nichts was nicht und so weiter und war total mit meinem Auftritt und so weiter beschäftigt. Es war enorm fragil und extrem riskant hat sich das alles angefühlt und so weiter und so weiter. Und ich hab gemerkt, dass es irgendwann so ein Moment, im Rückblick weiß ich jetzt, es gibt immer mehr Momente, wo ich ohne Vorbereitung ins Seminar gehe zu den Themen halt. Natürlich dadurch, dass ich viele Einführungen mache, habe ich auch mehr oder weniger dieselben Texte immer wieder. Und wenn ich ohne Vorbereitung da reingehe, dann frage ich anders, also dann frage ich offener. Und ich habe vor allem eines gelernt, dass ich Fragen vervielfältigen kann. Also, dass ich aus einer Frage, die entsteht, die ich selber nicht beantworten kann, wieder eine Frage macht, die das Seminar wieder belebt. Also ich würde inzwischen das so beschreiben, dass ich so weit schon wieder aus dem Stoff draußen bin, dass ich ein Seminar organisieren kann, in dem die Leute, wenn sie vorbereitet sind, sich das gegenseitig beibringen unter meiner Anleitung, das für mich so bisschen die hohe Kunst und Würde.

Ja, die Erfahrung mache ich auch manchmal. Ich komme rein und organisiere den Lehrstoff und eigentlich muss ich ihn selber gar nicht vermitteln, sondern ich muss nur organisieren, dass die sich den jetzt gegenseitig beibringen. Was mache ich, wenn die nicht vorbereitet sind. Das ist natürlich dann die Frage. Da muss ich dafür sorgen, dass wir es jetzt machen. Also gut, hat jemand den Text gelesen? Niemand. Na gut, aber wir haben ihn ja dabei, er ist ja auf der Plattform und so.

Dann müssen wir das eben jetzt machen. Und dann komme ich jetzt auch so ein bisschen dann immer wieder dahin, dass ich die Lernziele immer wieder anpasse. Also letztlich mit dem, was wir hier eben haben. Wenn wir den Text nicht gelesen haben, dann wenn keiner den Text gelesen hat, Das ist ja so ein Klassiker. Text vorbereiten, wenn der 100 Seiten ist und so, Was macht man denn dann? Und wenn man dann ja gut, jetzt gehen wir wieder heim.

Okay, was ist das? Schwarze Pädagogik oder trotz oder Erziehung oder so. Aber wie nutze ich die Zeit? Und dann versuche ich halt zu okay, lasst uns rausfinden, was man in 90 Minuten über den Text der 100 Seiten, dann müssen wir es jetzt machen. Und dieses Vertrauen eigentlich, es ist wahrscheinlich eine Vertrauenssache und eine Offenheit Sache, das würde ich als Magie beschreiben. Wann das losging, weiß ich nicht. Aber es ist, was ich und was ich auch immer wieder nicht kann.

Also es passiert mir immer wieder, dass ich da reingehe und oh Gott, was mache ich denn jetzt? Und dann habe ich das Vertrauen nicht. Dann habe ich die Kraft nicht vielleicht schlecht geschlafen oder mich beschäftigt gerade was oder ich habe Stress oder so weiter und dann kriege ich es nicht richtig hin und dann wird das ganz furchtbar. Also wirklich so furchtbar wie in den allerersten Stunden meiner Lehrerfahrung erlebe ich heute immer wieder. Auch immer wieder interessant.

Maxi Rauch

Bist du noch aufgeregt? Manchmal?

Simon Frisch

Ja, tatsächlich bin ich sehr oft und in letzter Zeit wieder zunehmend vor diesem ersten Semester, wenn zum ersten Mal die Gesichter zu sehen sind. Wer ist denn dann da? Da muss ich an den antiken Film von Ridley Scott. Immer denken. Der heißt nicht Maximus, aber wie heißt er denn mit den Gladiatoren?

Maxi Rauch

Ich bin so schlecht mit Namen. Goliath? Das ist ne Quatsch.

Simon Frisch

Wie heißt mir fällt uns wieder ein. Das geben wir als Rätsel mit.

Maxi RauchEinmal bitte googeln.

Simon FrischMit Russell Crowe Und jetzt haben wir es, glaube ich, dann und da stehen die draußen in diesen Katakomben und dann geht das auf und dann stehen da die Gegner und der sagt, glaube ich, was immer da hinter diesem Tor jetzt und so fühlt sich manchmal Semester an. So nächste Woche geht's los, dann geht's Tor auf und dann sehe ich nicht mein Gegner, aber ich sehe die mit denen. Also ich sehe mein Gegenüber, das ja nun schon. Und ja, ich habe auch manchmal Angst davor, dass die Was wird der hier? Boah, hab ich Benjamin, so ein alter Kram.

Jetzt kommt er mit Hitchcock Filmen daher gähn und so. Und dann, wenn ich da ein bisschen, wenn ich da Aufmerksamkeit reingebe, dann scheitere ich total. Wenn ich denke, das interessiert euch wahrscheinlich nicht, was ich hier mach, dann scheitere ich immer.

Maxi Rauch

Was ist dein Anspruch dabei bei der Lehre? Willst du, dass sie vielleicht da auch wir haben ja vorhin über Entertainment gesprochen. Was möchtest du, dass die Studierenden es verstehen, dass sie da tiefer reingehen, dass sie dafür brennen? Was erhoffst du dir?

Simon Frisch

Ja, ich erhoffe mir, ich meine, nun habe ich ja ein Fach mit Filmwissenschaft, wo man sagen hä das ist doch eigentlich Unterhaltung. Ich erhoffe und in der Uni Unterhaltung unterrichten ist ja merkwürdig. Aber Film ist eigentlich ein Medium. Also ich erhoffe mir, dass die Leute eine Aufmerksamkeit für das filmische Medium bekommen, Denn das filmische Medium ist eigentlich, ich bin immer noch der Meinung, das ist eigentlich das Medium, das uns von morgens bis abends umgibt, Also auch in TikTok auf jeden Fall das Bewegtbild halt. Aber das kommt ja alles aus dem Filmischen und alles, was wir erfahren, unsere ganze Weltsicht ist im Grunde filmförmig. Und das kriege ich ja auch mit. Und eigentlich ist die Wahrnehmung, die Begegnung.

Also ich mache immer die Eigentlich geht es mir immer um die Formulierung, die ich vor 2, 3 Jahren erst gefunden habe. Nicht wie finde ich den Film, sondern wie findet der Film mich? Aber auch im Sinn, Wo bin ich eigentlich gerade? Wer bin ich denn eigentlich und so weiter und so weiter. Also wenn das geschieht, dann das ist eigentlich das, was mich interessiert. Da geht dann Film weit hinaus über das was, wo man dann eben auch sagen kann, es geht nicht darum, einen Film zu sehen, der mir gefällt, sondern es geht eben darum zu gucken, wo ich jeweils bin, wenn ich diesen Film anschaue und was denn dann eigentlich passiert und wie weit bin ich von dem weg oder wo stehe ich oder wie nah bin ich an dem dran? Und wie berührt er mich oder berührt er mich nicht oder wer berührt da eigentlich wen und so, weil das eine sehr sinnliche Angelegenheit ist und Ja, jetzt hast du die Münze eingeworfen, jetzt muss ich die Geschichte zu ändern. Naja, wenn ich so mal anfangen kann.

Jetzt bin ich ins Reden gekommen. Aber gut.

Maxi Rauch

Ja, bitte. Es ist ja auch ein Dialog.

Simon Frisch

Das ist ja auch ein Dialog tatsächlich. Also es geht ja wirklich darum, dass Filme auf der Ebene von Emotion, Sinnlichkeit und Affekten arbeiten und nicht nur über Argumente. Und deswegen ist das enorm wichtig. Ich halte es für an sich politisch, also vom Ding her schon, dass das ein Medium ist, das unsere Affekte organisiert, Ganz anders als es Argumente tun und häufig Sachtexte tun, die immer appellieren an die Vernunft. Und wir es kann doch nicht sein, das ist ja eine große Klage, die wir haben. Es kann doch nicht sein, dass wir uns nicht mit den Sachen verbinden, die wir vernünftig finden. Aber nein, beim Film kann man lernen, dass wir uns mit den Sachen verbinden, die uns affektiv und emotional mitnehmen.

Maxi Rauch

Und das ist so ein bisschen die Hoffnung, dass die Studierenden dafür ein Bewusstsein bekommen bei dir.

Simon Frisch

Das kann man vom Film lernen.

Maxi Rauch

Einen Zugang finden und irgendwie mit einem anderen Blick auf den Film gucken. Nicht nur als gefällt er mir. Was macht er mit mir?

Simon Frisch

Auf den Film und auf sich.

Maxi Rauch

Und auf sich, genau.

Simon Frisch

Also dabei zu oh, ich fühle mich angezogen vor, weil das so laut ist oder weil das so knallt oder weil es so wahnsinnige Relevanzkraft aufbaut und so weiter. Und die Diskussion ist ja natürlich dann interessant. Und jetzt darf ich nochmal zum Verlegen zurückkommen, weil das ist ja eigentlich genau das, was Filme auch leisten. Also wir sind ja so im Bereich Kommunikationsmedien auch da unterwegs und auch vom Film. Wie erreicht eigentlich welches Medium, wen, wann oder wie erreiche ich durch welches Medium? Das, was mich interessiert, wer ich sein will oder was ich mal bringen will. Und ich finde es interessant.

Ja, jetzt haben wir schon die letzten Minuten, ich habe gerade auf die Uhr geguckt. Ich finde es interessant, diese Stufen der Cinephilie, also der jungen Cinephilen Kultur, die in den er Jahren dann später angefangen haben, selber Filme zu machen, die sind ganz viel ins Kino gegangen und haben sich immer die Filme angeschaut, die ihnen besonders gut gefallen. Die haben sie sich auch immer wieder angeschaut, haben dann angefangen, über diese Filme zu reden und über diese Filme zu schreiben. Also die haben eine Art der Filmkritik entwickelt, bei der es nicht darum ging, den Film zu bewerten, sondern ihn in der Beschreibung noch mal zu verlängern, noch mal länger zu erleben, zu sagen, wir schreiben nur über die Filme, die uns gut gefallen, haben die damals gesagt. Also insbesondere in der Zeitschrift Cahier du Cinéma, die haben gesagt, wir kritisieren hier nicht, sondern wir schreiben nur über Filme, die uns gefallen, weil wir das rausfinden wollen. Und dann haben sie Kinoclubs gemacht und haben die Filme gezeigt, die ihnen besonders gut gefallen. Und später haben sie dann die Filme gemacht, die ihnen besonders gut gefallen.

Also so, dass da so eine Linie daraus wird, wo ich eigentlich den Bogen wieder zurückschlagen wollte oder wollte zum Verlegen. Also dass man etwas in die Welt bringt, wo man sagt, das gefällt mir besonders gut und ich möchte andere daran teilhaben lassen und möchte dann Leute finden, die dann dazu passen. Es hat ja auch ein bisschen was, wie wie wenn ein Vogel oder ein Fisch eine Färbung annimmt und dann mal schauen, wer mit der Färbung was anfangen kann. Und schon bildet man eine Gemeinschaft.

Maxi Rauch

Definitiv. Es geht ja bei dem Buch eigentlich, wie ich es jetzt vorhin beschrieben habe, nicht darum, Geld zu machen hauptsächlich oder halt irgendwie schwarze Zahlen zu schreiben. Und den Gedanken habe ich so ein bisschen verloren, auf was du gerade eingegangen bist in meiner BWL-Sicht oder meiner Erfahrung, die ich damals gesammelt habe während des Bachelorstudiums. Du willst ja eigentlich mit einem Buch Gefühle vermitteln, willst Gedanken äußern. Du möchtest, dass das irgendwie eine breite Öffentlichkeit kommt oder nicht mehr, vielleicht eine breite, aber dass das an Leute kommt, die genauso denken wie du oder die zu verschiedenen Gedanken anreizen kannst, vielleicht mit deinen, mit deinem Buch, mit dem, was du schreibst, mit dem, was du vermitteln möchtest. Und das ist ein sehr, sehr wichtiger Gedanke. Und es muss ja nicht nur immer was Politisches sein, es kann natürlich was Unterhaltsames sein eben auch.

Simon Frisch

Es kann auch ein Gedicht sein, Lyrik sein und so weiter und dann sagen, oh, da geselle ich mich dazu, ich werde Teil von dieser Gemeinschaft oder von diesem Buch.

Maxi Rauch

Thema Gemeinschaft finde ich auch einen interessanten Punkt. Mein Bachelorstudium war davon geprägt zu Die Zahlen der Lesenden gehen immer mehr zurück und dank TikTok und Instagram, also Booktok und Bookstagram erlebt die Verlagsbranche im das ist Young Adult und Fantasy Bereich, Belletristik, totalen Aufschwung, also sehr spannend, wie auch irgendwie das aktuelle Medium, was viele immer schlecht reden, hat natürlich auch negative Seiten, also Social Media und Co. Auch solche positiven Trends sogar in der Verlagsbranche bewerben können. Weil ich stand vor fünf Jahren noch bei einer Konferenz, hieß es die Digitalisierung ist jetzt und wir müssen jetzt irgendwie eBooks machen und man dachte oh Gott, was passiert mit der Verlagsbranche und ihr müsst irgendwie die Kurve bekommen. Und dank Social Media ist es in einigen Bereichen gerade geht es in eine gute Richtung auf jeden Fall.

Simon Frisch

Und das finde ich interessant. Also die Zeit nehmen wir uns jetzt noch, weil da das Buch plötzlich in einer Form abgesungen wurde, die es halt früher gab. Und da war einfach die Fantasie nicht da, sich vorzustellen, in welcher Form ein Buch noch existieren kann und in welcher Form eben Buchkultur noch stattfinden kann.

Das war eine sehr 19. Jahrhundert, frühes 20. Jahrhundert geprägte Sicht aufs Buch. Die Sachen, die jetzt alle rauskommen als Buch, würden natürlich manche nicht mit einem kleinen Finger anfassen, aber es sind Bücher und das sind Buchkultur. Das finde ich rasend interessant, dass hier auch eine Literatur entsteht, irgendwie eine Art Genre. Man versucht es ja zu fassen. Es sind ja auch ganz breite Genres, die da entstehen, eine Art Populärkultur.

Man versucht es dann immer noch zu unterscheiden, die alte E und U Geschichte, die meiner Ansicht nach überhaupt gar nicht hält oder wo wir uns einfach dann Schlüssel in die Hand geben, die ganz viele Türen überhaupt nicht aufmachen und dann verstehen wir immer die Welt nicht. Ich weiß nicht, warum man sich solche Schlüssel bauen sollte, Aber das ist ein interessanter Punkt. Und jetzt würde ich doch gern noch mal kurz auf den auf den Punkt kommen, dass wir an der Bauhaus Uni ja auch einen Verlag haben, den Lucia Verlag. Und weil du gerade gesagt Ja, es ist nicht nur BWL und so. Ich finde, wir müssen das zusammendenken. Man muss die Ressourcen haben, um Dinge umzusetzen, nicht nur um Umsatz zu machen, sondern eben auch um umzusetzen, weil sonst haben andere die Ressourcen und die setzen dann Dinge um und dann sind möglicherweise Sachen in der Welt und entwickeln eine Anziehungskraft, die nicht zu dem passen, was mich interessiert oder was dich interessiert oder was uns interessiert oder eine bestimmte Gruppe. Das heißt, wir müssen schon dafür sorgen, dass wir Ressourcen haben für die Bücher, die wir machen wollen oder für die Themen, die uns interessieren.

Wir müssen auch unsere Filme auf die Leinwände bringen und unsere Sendungen in die Plattformen und so weiter und so weiter. Da würde ich jetzt gerne noch ein stundenlanges Gespräch über Social Media führen, weil da waren ja irgendwie so ein merkwürdiges, da hat man nicht eine begrenzte Anzahl von Leinwänden, da muss man ja Aufmerksamkeit organisieren. Das ist eine ganz andere Geschichte. Da merkt man eben auch, dass Aufmerksamkeitsressourcen auf einmal so flüssig geworden sind. Beim Film war es recht einfach. Wenn du Studioboss warst, dann hattest du das.

Es war relativ stabil und relativ. Jetzt mit Social Media kann das ja von einem Tag auf den anderen plötzlich groß und wieder klein werden. Da sind viele Sachen extrem durcheinander gekommen, glaube ich, in der Vorstellung davon, wie wir denken, dass Medien funktionieren. Und ich halte den Lucia Verlag für einen Lernort für die Bauhaus-Universität, der viel vielfältig, um das Doppel viel gleich vorne dran zu machen. Das wollte ich jetzt irgendwie haben, solche Lernerfahrungen über Buchgestaltung und Inhalte hinaus leisten kann. Und ich glaube, dass die BWL und Ressourcenkomponente an der Stelle noch Zuwendung bekommen kann.

Maxi Rauch

Großer Punkt auf jeden Fall. Wir haben die immateriellen Ressourcen hier, wir haben verschiedene Studiengänge, wir haben verschiedene Fachbereiche mit verschiedenen Wissen, die eigentlich so gut ineinandergreifen könnten, um halt eben an einem Verlag zu arbeiten gemeinsam. Und ich finde auch da wieder, man braucht die praktischen Projekte für die Studierenden, um den Bezug wiederzuhaben zwischen Theorie und Anwendung. Und ich glaube, die Wertschätzung für Bücher ist nicht verloren. Die Herangehensweise und der Konsum dessen hat sich verändert, extrem, auf den man reagieren kann. Aber wir sind ja hier in der besten Position. Wir sind ja mit jungen Menschen zusammen, die vielleicht das anders denken als vielleicht wir in unserer veralteten Denkweise vielleicht.

Was ist für die wichtig, was muss ein Buch sein? Und wir haben hier so viele kreative Köpfe, wir haben wirtschaftliche Köpfe, die gutsam agieren könnten. Und ich glaube, in studentischen Projekten könnte man halt echt auch gemeinsam arbeiten, weil Ehrenamt ist gut. Lucia Verlag ist tolle Sache, mit schönen Programmen auf jeden Fall, mit tollen Titeln, aber hat auf jeden Fall noch Potenzial, was man nutzen sollte.

Simon Frisch

Ausgezeichnet, Wo auch wir Lehrpersonal sehr viel wieder lernen können.

Maxi Rauch

Ja, definitiv. Im Austausch.

Simon Frisch

Liebe Maxi, ich danke dir für dieses schöne Gespräch.

Maxi Rauch

Ich danke dir vielmals für die Einladung. Hat mich gefreut.

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