Ep. 34 – Gespräch mit Joy-Fabienne Enzmann, Anne Marx und Lucas Hedel

Shownotes

Gast: Joy-Fabienne Enzmann, Anne Marx und Lucas Hedel

Textil als Handwerk, Ausdrucksmittel und Möglichkeitsraum – darüber spricht Simon Frisch in dieser Episode mit Lucas als studentische Vertretung der Textilwerkstatt, Joy-Fabienne als Studentin und Kursleiterin und Anne als Lehrbeauftragte mit dem Schwerpunkt Textil. Die drei Gäste schildern, wie Studierende seit über zehn Jahren diesen Raum mit Leben füllen: mit Kursen, Workshops und Festen, mit Reparaturen, Upcycling-Ideen und künstlerischen Experimenten. Trotz begrenzter räumlicher und finanzieller Mittel ist die Werkstatt ein Ort, an dem Wissen geteilt, Techniken erprobt und Gemeinschaft geschaffen wird.

Das Gespräch beleuchtet die Faszination am Textil. Von der langen Geschichte des Handwerks über Fragen von Nachhaltigkeit und Wert bis hin zu aktuellen Trends, die durch soziale Medien verstärkt wurden. Es geht um die Verbindung von Tradition und Innovation, um interdisziplinäre Projekte, die Architektur, Umweltwissenschaft und Kunst zusammenbringen, und um den Wunsch nach einer stärkeren institutionellen Verankerung der textilen Lehre an der Bauhaus-Universität.

Welche Rolle spielt Vertrauen und Nahbarkeit in der Lehre? Wie können Wissen und Können gemeinsam aufgebaut und geteilt werden? Und warum ist das Textile nicht nur ein altes Handwerk, sondern auch ein zukunftsweisendes Feld für Materialforschung, Nachhaltigkeit und Gestaltung?

**Unser Host:**
Dr. Simon Frisch ist Vizepräsident für Lehre und Lernen an der Bauhaus-Universität Weimar und er leitet die Dozentur für Film- und Medienwissenschaft. Er interessiert sich besonders für die spezifische Praxis der Theorie und für die ostasiatischen Wegkünste sowie die Spaziergangswissenschaft als Perspektive und Methode in Lehre und Forschung.

**Mitwirkende:**
Host: Simon Frisch
Sound-Design und Schnitt: Jonas Rieger, Moritz Wehrmann
Musik: Sebastian Lederle
Artwork: Andreas Wolter
Ton und Technik: Steven Mehlhorn, Moritz Wehrmann
Marketing und Social Media: Claudia Weinreich, Marit Haferkamp
Juristische Beratung: Laura Kister
Transkript: Natalie Röhniß
Produzentin: Nicole Baron
Distribution: Ulfried Hermann, Jonas Rieger

**Folgenwebsite:**
www.uni-weimar.de/lehre-podcast

**Weiterführende Links:**
https://m18.uni-weimar.de/initiativen/textilwerkstatt/

Transkript anzeigen

Initiative-textilwerkstatt

Simon Frisch

Das Mikrofon ist aufgegangen und wieder treten heute treten mehr als zwei Stimmen auf. Die erste Stimme, die wir jetzt hören, die gehört Simon Frisch, Vizepräsident für Lehre und Lernen an der Bauhaus Universität. In der Rolle spricht diese Stimme heute und eine zweite Rolle hat die Stimme noch und alle anderen Rollen, die ich darüber hinaus noch hat, die treten hier nicht auf. Eine zweite Rolle, nämlich Dozent für Film und Medienwissenschaft, schon seit mehreren Jahren in der Lehre tätig, Jahrzehnten sind es inzwischen schon. Und ich habe heute drei Gäste: Lukas, Joy und Anne. Lukas, als wer wirst du denn zu uns sprechen?

Lucas

Ich spreche als Student, der sich für textile Arbeit und das Textil an sich interessiert, aber auch als Vertretung der Textilwerkstatt, weil ich einer der studentischen Hilfskräfte dort bin.

Joy-Fabienne

Hallo, ich bin Joy-Fabienne und ich spreche hier als Studentin und gleichzeitig Lehrende. Ich hab letztes Semester mit Anne zusammen einen Fachkurs gegeben zum Thema Wert des Textilhandwerks und wir haben uns da viel mit textiler Lehre auch beschäftigt und das ist was Wir haben den Kurs ja nicht gegeben, weil es hier so viel textile Lehre gibt, sondern weil wir das vermissen. Und als diese Person spreche ich heute auch als eine Person, die gerne mehr textile Lehre an der Uni sehen würde und sich deswegen auch dafür einsetzt.

Anne

Ich bin Anne und ich spreche heute als aktuelle Lehrbeauftragte an der Uni. Ich bin freiberufliche Textilkünstlerin und seit einigen Semestern eigentlich hier in der Lehre tätig, vor allem dem textilen Feld, habe aber auch Erfahrungen gesammelt in der Leitung der studentischen Initiative Textilwerkstatt, als ich selber hier studiert habe. Dadurch begleitet mich das Thema einfach schon sehr lange. Also dieses Warum gibt es diese Verankerung der textilen Lehre nach wie vor nicht an der Uni? Warum mangelt es noch an Unterstützung für die Textilwerkstatt und wie können wir es schaffen, das zu verstetigen, diesen Bedarf, den es eigentlich aus der Studierendenschaft gibt, auch aufzufangen durch beständigere Angebote.

Simon Frisch

Wunderbar. Da sind gleich ein paar Konzepte und Fragen in den Raum geworfen. Was ist textile Lehre, aber auch was ist die Textilwerkstatt und was ist das Textilhandwerk? Ich werfe mal einfach alle drei Fragen in die Luft und schau mal, welche wer auffängt und dazu was beginnt ein Faden zu spinnen?

Joy-Fabienne

Ich würde, glaube ich gerne mit der relevantesten für uns Studierende davon anfangen und zwar was ist die Textilwerkstatt? Und da ich die einzige bin, die in der Initiative nicht oder noch nicht aktiv ist, würde ich diese Frage an Lukas spielen.

Lucas

OK, ja, die Textilwerkstatt ist so ein wildes Konstrukt aus studentischer Initiative, die vom Stuko und von Studierenden geführt wird. Finanziert wird auch teilweise die seit wie vielen Jahren, weiß ich leider gar nicht.

Anne

Mehr als 10 auf jeden Fall einiges mehr als 10 würde ich sagen mittlerweile.

Lucas

Schon existiert seit ein paar Jahren wird das auch von der Fakultät Kunst und Gestaltung durch Studierenden, also durch Hiwi Jobs, durch studentische Hilfskräfte unterstützt, wo ich einer von denen bin. Man kann jederzeit für Kurse vorbeikommen, besonders Produktdesign und Freie Kunst ist bei uns häufig vertreten, aber auch die Architektur in den letzten Semestern immer häufiger. Man kann aber auch jederzeit für private Sachen, also wenn man nur mal eine Hose kürzen möchte oder so, ist das ein guter Space, um auch zu recyceln und abzucyceln und auch zu experimentieren.

Simon Frisch

Das ist eine ziemliche Bandbreite. Was heißt denn jederzeit?

Lucas

Also wir haben offiziell Öffnungszeiten, wo Lotte, die zweite studentische Hilfskraft und ich dort arbeiten. Wir probieren das irgendwie jeden Tag hinzubekommen. Also wir haben gerade vier Tage der Woche für paar Stunden immer offen, wo man vorbeikommen kann. Die Mitglieder der Initiative selbst dürfen aber auch jederzeit freiständig dort arbeiten.

Simon Frisch

Da gibt es Zugänge zu diesen Räumen. Wo ist die Textilwerkstatt? Was ist das für ein Ort, Raum, Infrastruktur?

Lucas

Die Textilwerkstatt ist an sich einfach hinter dem Van der Velde Gebäude, wo auch der Zugang zur Metallwerkstatt unserer Fakultät ist, wo auch die Freie Kunst und die ProduktdesignerInnen arbeiten. Der Raum an sich ist leicht zu finden, ist aber auch nicht größer als viele WG-Zimmer von Studierenden. Deswegen können da auch gleichzeitig vielleicht fünf bis sechs Leute arbeiten. Also wir haben genügend Geräte, Nähmaschinen, Strickmaschinen, Stickmaschinen, man kann Taften, also Teppiche produzieren. Man kann eigentlich dort alles so gut wie alles machen, was man Textil irgendwie bearbeiten kann. Aber es ist immer so eine Platzfrage insgesamt.

Anne

Vielleicht ist ganz interessant dazu noch zu sagen, dass auch diese Initiative der Textilwerkstatt damit angefangen hat, es mit Vorträgen und Workshops, Serien zu untermauern. Also dass die Textilwerkstatt so ein bisschen Dreh und Angelpunkt der textilen Lehre auch ist, schon immer war und auch genau nach wie vor ist, weil es eben sich alles um dieses handwerkliche Arbeiten auch dreht in der textilen Lehre und man braucht eben diesen Raum und das funktioniert alles am besten, wenn es in Kombination stattfindet. Und deswegen war auch diese Initiative schon immer ein Ort, an dem Workshops angeboten wurden, meistens ehrenamtlich von Studierenden. Manchmal gab es die Möglichkeit, auch Gäste einzuladen oder eben auch Ausstellungen organisiert wurden. Textilfeste gab es mittlerweile schon einige, in denen Menschen einfach zusammenkommen, gemeinsam in Workshops, Kostüme zum Beispiel erarbeiten und zusammen feiern und einfach dieses Textil am Bauhaus feiern und wieder aufleben lassen und für sich auch neu gestalten. Das ist einfach etwas, was immer in Verbindung miteinander passiert und auch deswegen nach wie vor ein extrem wichtiger Ort ist, an dem Studierende sein können, aber der auch einfach so ein Ausgangspunkt ist, um Ideen zu finden, um sich mit dem Material zu beschäftigen, um andere Leute zu treffen, die sich auch mit dem Material auseinandersetzen.

Simon Frisch

Ja, schön zwei Stichworte habe ich schon gehört. Das Interdisziplinäre vorhin. Du hattest gesagt, Lukas, dass auch zunehmend Leute aus der Architektur kommen und sich dafür interessieren. Das habe ich jetzt auch so verstanden. Die kommen auch aus der Architektur. Also es sind nicht Personen, die in einer anderen Rolle dann herkommen und dann halt sich auch für Textil interessieren, als Textil Interessierte, sondern als Leute aus der Architektur in die Textilwerkstatt kommen. Lassen wir es mal so, so würde ich es gerne haben oder so finde ich es nämlich interessant.

Also das finde ich absolut plausibel. Ganz abgesehen, weil du gerade das Stichwort Material auch noch gesagt hattest, also Materialität und Textilität oder Textur und Textilhandwerk, leuchtet mir ein, dass das sehr viel miteinander zu tun hat und dass das eigentlich was ist. Das ist ja auch die These, die wir im Vorfeld kommuniziert hatten, die eigentlich nahezu alle unsere Fakultäten betreffen kann. Also insofern finde ich die Textilwerkstatt auch unter dem Aspekt ziemlich interessant. Also wenn man bis hin zum Texten geht oder Verknüpfungen, Verbindungen, da wird es dann möglicherweise zur Metapher, zu der ich jetzt nochmal gar nicht, da will ich jetzt auch wieder runtersteigen, nämlich zu dem Interesse am Textilhandwerk. Euch alle drei verbindet, wenn ich das richtig verstanden habe, das Interesse am Textilhandwerk, welches Interesse?

Wie könnt ihr das beschreiben? Was ist das für ein Interesse?

Joy-Fabienne

Es ist einfach ein sehr spannendes Material, das meiner Meinung nach sehr verkannt ist. Wir haben ja gerade schon über die Textilwerkstatt gesprochen und was da alles möglich ist, Also dass es eine ganze Bandbreite an Techniken, aber auch Maschinen gibt. Und hier möchte ich noch als Ergänzung zur Textilwerkstatt. Was mich an der Textilwerkstatt total beeindruckt, ist, dass es seit so vielen Jahren, also jetzt schon einem Jahrzehnt, eine Initiative ist, die über Studierende geleitet ist. Aber der Raum ist komplett voll. Er ist liebevoll gepflegt, aber trotzdem sehr unübersichtlich. Also dafür, was da für Arbeiten passieren können und sollen und auch regelmäßig rauskommen, dafür ist dieser Raum einfach nicht zu vergleichen mit anderen Werkstätten.

Und trotzdem wird so viel darin erschaffen. Und das fasziniert mich, was da für ein Engagement dahinter stecken muss, um sich in diesen Räumlichkeiten so auszuleben und auszutoben. Und dieses textile Handwerk, von dem ich gesprochen hab, diese Worte hört man ja nicht oft zusammen. Also es ist ja eher, dass ein Textil mit so Hobby verbunden wird und mit so was Kleinem und Einfachem. Und deswegen haben wir uns da vor einiger Zeit viel drüber unterhalten und haben auch angefangen darüber zu lesen und uns mit dem Thema Handwerk und Textil so ein bisschen und auch mit der Geschichte zu beschäftigen. Ich schreibe darüber auch gerade in Teilen meine Masterarbeit. Es hat auch was mit Unterdrückung der Frau zu tun.

Also da gibt es auch eine wahnsinnig große Historie und dass Handwerk und Textil so zusammengebracht wird, würde ich sagen, ist eher was Neueres. Also es passiert jetzt seit den 70ern, aber dass da ein Aufschwung ist, ist erst seit Corona. Also seitdem wird in sozialen Medien auch über Textil als ein Medium gesprochen, mit dem Kunst gemacht werden kann und das nicht nur in der Hobbynische stattfindet.

Simon Frisch

Gibt es da eine plausible Korrelation, warum seit Corona über das textile Handwerk gesprochen wird?

Joy-Fabienne

Ich gehe stark davon aus, dass viele Leute sehr viel Zeit hatten und sich in die Technik einarbeiten konnten und gemerkt Hoppala, das ist ja nichts, was meine Oma irgendwie so aus dem Ärmel schüttelt, dass sie Socken strickt, sondern das ist eine Technik, da steckt viel dahinter. Das muss man lernen, um es gut zu machen. Natürlich passiert das auch im Hobbybereich, aber um darin gut zu sein und was erschaffen zu können, da muss man auch viel Arbeit reinstecken, um das zu können. Und soziale Medien wurden in der Corona Pandemie viel genutzt und es wurde viel sich auch ausgetauscht über soziale Medien. Und dass da dann dieses Thema aufgekommen ist, einen Aufschwung erlebt hat, das ist ja auch was, was man gut in den eigenen vier Wänden für sich alleine machen konnte und sich dann darüber im Internet ausgetauscht hat. Ich denke deswegen Corona Pandemie.

Simon Frisch

Also die Beschreibung fasziniert mich wirklich, die du gerade geliefert hast von der Initiative her oder auch was du gesagt hast seit zehn Jahren ungebrochen, aber auch wie du es beschrieben hast, die Initiative, die funktioniert unter Bedingungen, die du auch geschrieben hast, die alle so selbstständiges, Initiatives, studentisches Arbeiten, das dann aber hingeht zu der Wertschätzung des Handwerks, das mit einem Können und mit Techniken und so weiter und so weiter verbunden ist und das Ganze letztlich eigeninitiativ betrieben. Studierende nehmen die Universität, suchen sich einen Raum und finden darin eine Initiative, in der sie Sachen hervorbringen und machen und so weiter. Ein Beweis dafür, dass man eben nicht immer eine Infrastruktur bereitstellen, zur Verfügung stellen, herstellen, kontrollieren, putzen, regulieren und so weiter und so weiter muss, sondern eigentlich eben verfügbar machen. Und dann kann es eigeninitiativ verwaltete Prozesse geben, die tatsächlich auch eine Tradition entwickelt über zehn Jahre und die eben auch Interesse an die dann plötzlich anfangen, Interesse zu entwickeln, das nicht von außen irgendwie induziert wird, wo Lehrpersonen eigentlich nicht noch mal so jetzt kommen Spezialisten, sondern man wächst als Initiative eine sich gegenseitig mit Wissen versorgende Sprache, Spezialistentum, also so ein bisschen Banden bilden oder Schwärme bilden oder was in dieser Richtung, wobei mir das mit den Banden ganz gut gefällt, weil es vielleicht zum Textil auch passt. Könnten wir im Wording im Thema bleiben. Ne, mir gefällt es auch deswegen, weil es so eine Initiativ also so eine Eigeninitiative ist, die habt ihr auch so schön gesagt, liebevoll gepflegt, aber ganz schön voll. Also so diese Mischung, aber dass das funktionieren, also es ist ein schöner Beweis dafür, dass die Universität von Studierenden besetzt ist und nicht besetzt werden muss im Idealfall und dass man es ermöglichen kann oder muss, dass Studierende die Universität besetzen, Räume, die da sind und manchmal können ja auch Lehrveranstaltungen drin stattfinden, aber es ist eigentlich schön, wenn Studierende in Räumen arbeiten können.

Also man kann es ja fast umkehren. Das wären, das wäre so ein Beweis dafür. Und dann noch dazu ist es, was ich interessant finde, sehr Maschinen-, Material- und Kenntnisintensiv. Also wenn ich es richtig verstanden habe. Und dann sorgt die Initiative selber dafür, Spezialisten, Spezialistinnen noch heranzuziehen, Bücher Material und das Wissen dann in diese Initiative einzuspeisen. Habe ich das so richtig verstanden in etwa?

Joy-Fabienne

Ja, ich glaube. Also nicht nur das, sondern alle werden oder viele, die darin arbeiten, werden halt auch selbst zu Spezialistinnen.

Simon Frisch

Genau, genau. Also wird herangezogen, dann wird das Wissen eingespeist und dann spezialisiert man sich selber. Das ist wirklich eine Initiative, die Wissen kultiviert und weitergibt und versorgt. Was ist der Wert? Vorhin war der Wert des Textilhandwerks, du hast es schon ein bisschen angedeutet, aber vielleicht können wir es noch von verschiedenen Seiten zusammentragen. Der Wert des Textilhandwerks.

Anne

Ich weiß gar nicht, ob ich direkt auf den Wert eingehen kann, aber vielleicht würde ich noch mal kurz meine Definition vom Textilhandwerk, was wir hier an der Uni haben und kultivieren, beschreiben, weil für mich ist es einerseits einfach ein Ausdrucksmittel für künstlerische und gestalterische Arbeiten und andererseits ist es aber auch ein Ausgangspunkt, von dem man aus arbeiten kann. Also man kann es irgendwie so von zwei Seiten betrachten, sich komplett erstmal einfach mit in dieses Material reinzugeben, in diese Techniken reinzugeben und zu schauen, was ist hier eigentlich alles möglich und von Grund auf auch einen nachhaltigen Umgang mit Textilien zu schaffen, also mit so einem Material, was uns einfach tagtäglich umgibt, uns alle. Alleine durch die Kleidung, die wir haben, viele andere alltägliche Dinge, einfach einen Zugang dazu zu schaffen, das von Grund auf vielleicht mal zu hinterfragen, zu überlegen, wo kommt das eigentlich her, wie wird es eigentlich gemacht und wo kann ich ansetzen, um auch Veränderungen zu schaffen. Das ist eben dieser eine Weg, der so intrinsisch aus dem Material und der Technik herauskommt. Und das andere ist eben dieses Mittel, was auch teilweise durch diese interdisziplinären Projekte noch mehr hervorgehoben wird, textiles Handwerk, textile Gestaltung zu nutzen, um eben in der jeweiligen Disziplin auch zu Ergebnissen zu kommen oder das in die Prozesse mit einzuarbeiten. Da gibt es gerade eigentlich einige Kooperationen zwischen den Fakultäten. Also es gab letztes Semester zum Beispiel ein Architekturprojekt, in dem ich die Studierenden mit begleiten durfte, wo es um das Stricken ging, weil eben eine ehemalige Fabrikantenvilla in Apolda Thema war und Strickerei da einfach auch eine große kulturelle Rolle spielt und man sich dann einfach damit auseinandersetzt, um zu gucken, wie das in Entwürfe einfließen kann. Ein anderes Beispiel ist jetzt in den Umweltingenieurwissenschaften, wo es ein Bauhausmodul gibt, in dem wir uns mit der Textilsammlung und Sortierung beschäftigen, Also dieses ganz alltägliche wieder aufgreifen, wo werfen wir eigentlich unsere ausrangierte Kleidung hin und was passiert im Anschluss damit und wie können wir diese textile Kette verbessern, Wo können wir ansetzen, um eben dieses große Problem der Fast Fashion Industrie und dem Konsum und der Wegwerfgesellschaft irgendwie anzustoßen.

Und da geht es auch darum, natürlich erstmal diese Prozesse zu verstehen. Was ist eigentlich Textilhandwerk? Wie wird das eigentlich hergestellt? Wie könnte man das wieder dekonstruieren? Also man muss eben von Grund auf irgendwie diese Techniken verstehen, um zu verstehen, wo man dann am Ende ansetzen kann. Und das ist ein sehr komplexes Feld. Also einfach durch die verschiedenen Textiltechniken, die es auch gibt, die verschiedenen Fasern, die es gibt, mit denen wir arbeiten, ist es eben genau ganz großes Feld eigentlich, wo ich dann jetzt das Gefühl habe, dass wir langsam an unsere räumlichen und personellen Kapazitätsgrenzen stoßen.

Also so schön das auch ist, dass irgendwie so eine Initiative sich trägt und sehr viel Zusammenhalt auch entsteht in dieser Studierendenschaft, die eben diesen Willen hat, das weiterzuführen, ist es trotzdem auch immer ein Kampf für viele. Und ich glaube, dass es da bessere Bedingungen gäbe, um eben auch diese Initiative noch besser zu fördern und zu unterstützen, um eben noch weiter darüber hinauszukommen über diese Dinge, die man versucht jetzt in Ansätzen zu begreifen und umzusetzen.

Simon Frisch

Ja, es bleibt dann halt doch auf dem Level letztlich, auf dem es jetzt ist und auf dem es eingerichtet ist, die Initiative und dann freuen sich alle, dass alles so schön ist und dann lässt man euch da in Ruhe arbeiten und dann ist das eigentlich so nicht gemeint. Also so verstehe ich das. Mit was für Materialien arbeitet ihr denn? Du hast es gerade so erwähnt, verschiedene textile Materialien. Vielleicht erstmal nach den Materialien.

Joy-Fabienne

Wir im Kurs? Wir privat? Wer ist wir? Wir in der Textilwerkstatt?

Simon Frisch

Genau! Nein, in der Textilwerkstatt. Ja doch, in der Textilwerkstatt.

Lucas

Ja. Also der Großteil der Textilwerkstatt wird durch Spenden finanziert, was so Material explizit angeht. Sie haben so ein ganzes Regal voller alter Textilien, die entweder Studierende noch da lassen von Projekten, die halt einfach, also die Projekte sind beendet, aber es ist noch Rest da. Aber auch andere Leute, besonders ältere, die dann irgendwie mal aussortieren und vielleicht seit ein paar Jahren irgendwie Stoffe gesammelt haben oder auch was immer gut funktioniert, was man besonders als Studi vielleicht nutzt, ist dann halt Bettwäsche oder ähnliche große Textilien, die man entweder zu Hause schon hat oder ganz günstig irgendwie im Second Hand Bereich kaufen kann, um Material zu sparen, weil Textil, egal wie günstig es produziert wird, trotzdem recht viel Geld kostet über die Zeit, je nachdem wie viel man arbeitet. Ich arbeite hauptsächlich irgendwie im Kleidungsbereich, wenn man dann eine Probe für ein Kleidungsstück macht und dann nochmal das Kleidungsstück selbst, da kommt recht viel Geld zusammen. Und der Rest der Materialien, was jetzt Garn angeht, Nadeln, alles was so geused wird und auch irgendwann weggeschmissen werden muss, weil es leer ist oder weil die Nadeln kaputt sind, werden hauptsächlich über studentische Gelder, die dann über den Studierendenkonvention an die Initiative kommt, ausgegeben.

Simon Frisch

Beginnt es auch schon bei der Faser, die Textilwerkstatt oder ist die Faser schon da oder ist überhaupt ein Stück Stoff schon da? Gewebe. Auf welcher Ebene startet die Textilwerkstatt?

Lucas

Also im Normalfall startet es auf der Ebene des Textilen, also des Stückes, nicht der Faser, aber es ist auch machbar mit der Faser selbst. Also wie ich vorhin schon gesagt habe, man kann den Teppich selbst haften, das wäre das Garn, nicht die Faser, aber auch selbst irgendwie mit der Strickmaschine arbeiten, aber direkt von der Faser aus. Dafür haben wir gar nicht die Möglichkeiten und den Ort oder auch insgesamt einfach nicht die Möglichkeiten, irgendwie von klein an oder von der Faser auszugehen.

Joy-Fabienne

Im Idealfall wäre das möglich in der Textil, aber dafür fehlt einfach der Platz und auch die Finanzierung. Also ich kenne das von anderen Universitäten, dass das durchaus möglich ist, also dass es da Kadiermaschinen gibt, mit denen Wolle erstmal fein gemacht werden kann und dann gesponnen werden kann. Und dann kann man den Weg von der Faser bis zum fertigen Textil auch nachvollziehen lernen und kann sich auch anders ausprobieren und kann das Material anders erfahren. Aber dadurch, dass die Textilwerkstatt ist, was die Textilwerkstatt ist, muss man sich immer irgendwie zu helfen wissen. Das ist auf der einen Seite schön, weil man macht so aus einer Not eine Tugend, dass man eben auch guckt, dass die Sachen möglichst recycelt werden. Wir haben für unseren Kurs, den wir jetzt dieses Semester geben, auch einen Vormittag in der Textilsortierung verbracht. Also wir sind zum Gebrauchtwarenhof gefahren, haben da alte Säcke, die schon aussortiert sind, noch mal durchforstet, haben geguckt, was sind da noch für Materialien drin, mit denen wir oder der Kurs noch weiter arbeiten kann, was auf die Frage des Wertes gesehen auch wieder die Frage nach dem Wert aufwirft.

Also reden wir über einen ökonomischen Wert, über einen ökologischen Wert, über einen sozialen, über einen kulturellen Wert. Also all diese Wertfragen stecken ja im Textil drin und werden gerade immer lauter und lauter und je nachdem, aus welcher Blickrichtung man kommt, kann man sie anders beantworten. Und ich wünschte, wir hätten da mehr Gespräch drüber an der Uni, weil das ist ja auch ein Thema, das so ganz groß politisch irgendwann werden wird, weil wir immer mehr Kleidung haben und tragen und wollen und irgendwann uns auch überlegen müssen, wohin. Und hätten wir die Möglichkeit, mit der Faser zu arbeiten, könnten wir vielleicht auch hier an der Uni ein Teil der Lösung sein und gucken, wie kann man die fertigen Textilien dann wieder in die Faser bringen und dann wieder ins Textil oder so. Aber das ist halt derzeit noch nicht möglich.

Anne

Ist aber auch schön zu beobachten, wie in den Kursen eigentlich von Grund auf dieses Interesse da ist oder dieses Bedürfnis, grundlegend nachhaltig an das Material ranzugehen. Das heißt, fast niemand versucht, neue Ware zu kaufen und wenn, dann möglichst nachhaltig. Also da ist auf jeden Fall von der Studierendenschaft das Interesse da, was natürlich ein bisschen auch aus der Not heraus nochmal unterstützt wird, dass es teuer ist, sich neue Materialien zu schaffen und man natürlich gerne mit dem arbeitet, was da ist oder sich Sponsorings beschafft von Restmaterialien, die in der Industrie nicht mehr gebraucht werden. Das haben wir auch immer mal wieder. Aber halt auch dieser Drang da ist, irgendwie zu verstehen, wie man da ansetzen kann und vielleicht auch einfach eine Faser selber entwickeln kann. Also es gab schon Projekte, die zum Beispiel mit Wolle gearbeitet haben, also eine Abschlussarbeit oder mehrere Abschlussarbeiten zum Thema Schafwolle, weil das ist eben eine regionale Faser, die theoretisch verfügbar ist in Massen, aber gerade einfach keinen Wert bekommt. In Deutschland ist in Maßen verfügbar, also die rohe Schafwolle, die ungewaschene ist in sehr, sehr großen Maßen in Deutschland verfügbar.

Joy-Fabienne

Tonnenweise.

Anne

Tonnenweise. Das Problem ist, dass es keine Wollverarbeitungsmöglichkeiten gibt, keine Produktionsanlagen, vor allem keine Wollwäscherei. Und die ist natürlich wichtig, um in die Richtung von Kleidung zu gehen. Man kann auch mit roher, ungewaschener Wolle Dinge tun, aber das sind meistens eben nicht die textilen, feinen Arbeiten, die wir machen. Das geht dann eher so in Landwirtschaft und Düngemittel. Aber eigentlich die Wolle, die wir auf der Haut tragen, könnten wir natürlich hier auch selber herstellen, wenn es eben diese Produktionsanlagen gibt. Das heißt, es ist generell einfach ein Problem hier auch in der Textilindustrie, dass die ausgelagert wird und dadurch Prozesse nicht mehr hier bei uns stattfinden und dadurch auch schwerer begreifbar werden.

Da gibt es aber dieses Verlangen danach, das zu verstehen und dort anzusetzen und sich nach Möglichkeiten umzuschauen, wie man da auch in der Industrie mit eingreifen kann. Es gibt Kooperation mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut oder mit den Textilforschungsinstituten in Rudolstadt und Greiz in Thüringen und sowieso auch ein Netzwerk innerhalb von Thüringen und ein bisschen darüber hinaus von Menschen, die sich eben genau mit diesen Thematiken beschäftigen, die auch teilweise Abschlussarbeiten mit begleiten ehrenamtlich, weil das einfach ein überschaubares Netzwerk ist, aber eben auch ein sehr gut vernetztes.

Simon Frisch

Also es gibt ein Netzwerk, von dem auch die Universität Teil ist oder Teil werden kann, wenn sie will?

Anne

Es gibt eben dadurch, dass die textile Lehre ja nicht verankert ist, nicht durch eine Person dargestellt wird, keinen fixen Punkt, an dem sich das verbindet, sondern das sind oft dann über so zum Beispiel die Initiative der Textilwerkstatt oder direkte Kontakte über uns Zusammenarbeiten, die entstehen, weil wir miteinander darüber sprechen. Es sind keine beständigen Zusammenarbeiten mit der Universität, weil es da eben diese Kontaktpersonen nicht gibt, die diese Schnittstelle herstellen würde.

Joy-Fabienne

Und Studierende, die davon nichts wissen, aus welchen Gründen auch immer, die fangen halt jedes Mal wieder beim Urschleim an. Also dann muss man sich diese ganzen Kontakte, die es ja eigentlich gäbe, immer neu schaffen. Und das ist schade.

Simon Frisch

Und das liegt an der Struktur der Initiative, dass man halt immer wieder. Es gibt keine kontinuierliche Position in der Initiative?

Joy-Fabienne

Also es sind ja immer Hiwi Jobs, die laufen maximal ein Jahr, ein halbes Jahr.

Lucas

Aber maximal so zwei, drei Jahre, weil länger studiert man ja dann auch nicht an der, also im Normalfall nicht an der Uni.

Anne

Aber es hängt viel an den Personen. Und je länger eine Person einfach im Amt ist und so ansprechbar für die Textilanliegen, desto beständiger können natürlich solche Informationen auch weitergetragen werden. Also das merkt man natürlich immer wieder. Dadurch, dass wir jetzt im Austausch miteinander sind, ich vor vielen Jahren die Werkstatt geleitet habe und jetzt aber immer noch Kontakt zu den Hiwi Personen habe, können Informationen ja auch irgendwie besser übermittelt werden. Wenn das abbricht oder irgendwie da mal eine Pause entsteht und kein Kontakt ist, dann bricht auch dieses Band, reißt der Faden ab, was zum Glück noch nicht passiert ist.

Simon Frisch

Ja, also ich verstehe so ein bisschen, dass es, dass es irgendwie wie bei vielen Initiativen das so ist, aber auch hier insbesondere, gerade wenn es ein Netzwerk gibt und so in der Region, dass es gar nicht so schlecht wäre, eine Agentur zu haben oder eine Stelle zu haben, die das kontinuierlich betreibt. Das ist ja immer ein bisschen schwierig. Also eine Initiative verliert ja auch sehr schnell an Initiative, wenn es dann plötzlich eine Institution gibt. Und da muss man, glaube ich, ein bisschen vorsichtig sein, dass man, dass man das Initiative aus der Initiative nicht rausnimmt. Gleichzeitig höre ich natürlich schon das große Potenzial an verschiedenen Stellen raus. Also gerade eben, wenn man jetzt sagt, von der Faser her, da ist man ja schon auf der Ebene von Rohstoff und Material erstmal ganz grundsätzlich. Also aus was baue ich eigentlich meinen Faden?

Gieße ich den, ziehe ich den oder was auch immer, mache ich da Wiederverwertungen und so weiter, wenn ich noch vor das Gewebe oder ich führe das Gewebe zurück in den Faden und so weiter. Da sind Prozesse, sage ich jetzt mal, aus der Perspektive von Lehre und Lernen, in denen man wahnsinnig viel lernen kann, Also wahnsinnig viel lernen kann über Weltverhältnisse, über Ressourcen, über Kräfte, Kreisläufe, über Materialien. Also wie die ganze Textilität auch metaphorisch, du hattest es vorhin auch angesprochen, ökonomisch, ökologisch oder sozial. Also die ganze Textilwirtschaft hat ja riesige 18. 19. Jahrhundert und so weiter, also riesige Schiffsunternehmungen, Bewegungen, kolonial und so weiter. Also das ist ja eine riesige Geschichte, die immer mit der Eroberung der Welt, so heißt es immer wieder, oder Europas auch zu tun hat.

Die Geschichte von Gandhi und England ist ja eine, die ums Spinnrad ums Textil auch erzählt werden kann und so weiter. Also das Potenzial ist ja riesig, sich über die Kräfteverhältnisse in der Welt Gedanken zu machen vom Textil aber bis hin zu dem Handwerk, also bis hin zu dem, was man da mit der Hand macht, dass man da irgendwie eine Fertigkeit hat, wo es halt eben nochmal drauf ankommt. Ihr habt es vorhin so schön dargestellt, dass es da irgendwie die die Oma gibt, die hat das immer gemacht und dann erkennt man, huch, die konnte ja richtig was. Also dieser Zusammenhang, da wäre meine Frage. Jetzt habe ich ja so sehr viel historisch gemacht, weil ich nämlich zu der Frage kommen wollte, ob Textil ein altes Handwerk ist oder wie ist eure Perspektive in dieser Hinsicht auf das, was ihr da tut?

Lucas

Also an sich ist das Textil mit das älteste, was der Mensch irgendwie produziert hat. Also es ist auch teilweise älter als die Höhlenmalereien in, ich weiß leider die Höhle nicht in Frankreich, aber die, die man halt so kennt.

Simon FrischLascaux.

LucasJa, die Lascaux. Es gibt Funde, die mehrere tausend Jahre noch älter sind als diese Höhlenmalerei, was so grundsätzlich so Nadeln und so, weil das wurde halt ursprünglich aus Knochen produziert, das ist alles noch nachweisbar. Alles Textile ist zum Glück auch verschwunden, was mit der jetzigen Kleidung nicht passieren wird, weil sie halt aus Polyester besteht und nicht aus Tierhaut und Fell und ähnliches.

Joy-Fabienne

Toll.

Lucas

Und somit ist, glaube ich, dass Textile schon eine der ältesten Handwerke und manche Arbeiten und Techniken sind wirklich seit Jahrhunderten, werden die auch in den Familien weitergegeben. Früher natürlich hauptsächlich von Mutter zu Tochter, weil es natürlich eine Frauenarbeit in Anführungszeichen ist ja Pflicht.

Joy-Fabienne

Also ich kann mich da, ich kann da nur anschließen, dass das ein wahnsinnig altes Handwerk ist und dass das auch schon ganz, ganz viele Loops gedreht hat. Es ist ein Handwerk. Also da arbeiten am Hofe viele, viele Menschen in Stickereien mit oder in Webereien mit. Es ist eine sehr häusliche Tätigkeit, die unter anderem zur Unterdrückung der Frau genutzt wurde. Es hat viel Geschichte zu eben dieser konstruierten Weiblichkeit, die wir aus dem 19. Jahrhundert kennen, die wir jetzt immer wieder in den Medien so als das Idealbild der Familie präsentiert bekommen. Deswegen dieses die Oma kann stricken, kommt oft aus einer, sie musste halt stricken können. Also das wurde halt an die Frauen übergeben oder an die Mädchen übergeben.

Während die Jungs draußen spielen konnten oder eine gute Schulbildung genießen konnten, wurden Mädchen hingesetzt und mussten textile Handarbeit leisten, weil damals galt es ja natürlich nicht als Handwerk oder nicht als Kunst, sondern es war Handarbeit und es war eine häusliche Arbeit und es war eine unterdrückende Arbeit. Und dass viele FLINTA Personen, aber auch männlich gelesene Personen, sich dieses Handwerk jetzt wieder, sich diesem wieder annehmen und das zu ihrem eigenen machen und daraus so eine Freiheitsgeschichte spinnen, von wegen ich kann bestimmen, was ich an meinem Körper trage, ich habe die Macht, aus Alten was Neues zu machen, ich habe die Macht, aus einem Faden ein Kleidungsstück zu machen und ich kann mich von Industrien lossagen. Also natürlich nicht zu 100 Prozent, aber zu einem gewissen Teil. Das ist was sehr Neues und ich beobachte das sehr gerne und ich bin gespannt, wo das hingeht.

Simon Frisch

War ein bisschen eine Fangfrage. Die Emphase des Alten wollte ich gar nicht so sehr betont haben, sondern vielmehr auch danach fragen, wie aktuell Textilhandwerk eigentlich ist.

Joy-Fabienne

Ich hoffe sehr, also in unserem Kosmos zumindest.

Simon Frisch

Also man könnte ja jetzt auch wirklich fragen und das ist schon eine Frage, die ich auch euch stellen will, die will ich gar nicht selber beantworten. Warum sollen wir an der Bauhaus-Universität das Textilhandwerk, wenn wir Bauhaus-Universität. Wir suchen nach modernen Themen, also nach zukunftsorientierten Themen und so weiter. Eure Antworten bisher klangen, das ist sehr schön, dass wir ein altes Handwerk am Leben erhalten, aber so habt ihr es, glaube ich, nicht gemeint.

Anne

Ich glaube auch, das ist im Prinzip die Grundlage. Und in diesen Loops, die Joy schon beschrieben hat, kehren wir immer wieder dahin zurück, dass es eigentlich ganz viel Wissen und Handwerk schon gab. Und durch diese teilweise auch mangelnde Professionalisierung, also dass es weniger als professionelles Handwerk angesehen war, sind einfach auch Wissensstände verloren gegangen oder so vergraben, dass sie schwer sind, irgendwie wiederzufinden. Aber man kehrt ganz oft wieder dahin zurück, dass es eigentlich grundsätzlich sehr gute Techniken gibt, mit denen wir weiterarbeiten können, also die auch über den Stand hinauswachsen können, an dem sie sind, aber eine Basis sind eigentlich für alles, was wir jetzt Neues schaffen aus Textil. Und ich würde damit jetzt nicht sagen, dass wir uns immer rückbesinnen müssen auf traditionelles Handwerk oder alte Materialien, aber grundsätzlich ist denen auch was Gutes inne und sich immer mal wieder so daran zu erinnern, was es da eigentlich schon gab oder darauf zurückgreifen zu können ist total wichtig. Und deswegen sind diese Loops, glaube ich, auch total wichtig, dass man diese Schleifen dreht und nicht das Gefühl hat, wir müssen uns von etwas verabschieden und was Neues anfangen, sondern wir dürfen uns auch einfach beruhen auf das, was da ist. Es gibt sehr viele Metaphern und Brücken in den verschiedensten Disziplinen, die immer wieder auf dieses Textilhandwerk zurückgreifen.

Und daran merkt man, glaube ich, wie intrinsisch das in all unseren gestalterischen Arbeiten eigentlich drin ist, dieses Textile, was ganz weit über dieses Handwerk, über diese ehemals Handarbeit irgendwie hinausgeht. Und ich glaube, da müssen wir auch noch ganz viel lernen einfach was bedeutet das und was können wir daraus lernen und wie können wir damit umgehen? Und…

Simon Frisch

Also ich glaube das nämlich auch. Im Grunde habt ihr die Antwort auch vorhin schon gegeben, aber jetzt nicht auf diese Frage. Also aus dem Alten lässt sich das nämlich eigentlich entwickeln zum Anschluss, was wir ganz am Anfang hatten, dass sehr viele Produktdesigner, Designerinnen kommen und dass auch Architekturstudentinnen sich anfangen und Studenten sich anfangen für die Textilwerkstatt zu interessieren. Und das leuchtet mir natürlich schon sehr ein. Darum hatte ich ja versucht, das zu differenzieren, ob die sich als Privat oder aus der Architektur heraus, weil wir haben es ja mit Außenhäuten zu tun, wir haben es ja mit Mänteln zu tun, die wir um Produkte, Autos, Maschinen und so weiter und so weiter legen, die alle eine bestimmte Textilität oder Textur oder sowas haben müssen. Es müssen ja aus Elementen irgendwie haltbare Flächen irgendwie oder sowas werden heute, was weiß ich, wie man sie dann nennt und wo das Alte und das Neue dann eben in eine Richtung zusammenkommt, wo es nicht nur darum geht. Also deswegen würde ich das auf keinen Fall darauf verkürzen, dass man sagt, wir recyceln jetzt Kleidung oder sowas, sondern das Textile ist etwas, was uns, glaube ich, auf der Suche nach Materialien und auf der Suche nach Ressourcen, mit denen wir Weltgestaltung vornehmen. Also auch räume ich meine Hemd, Hose, das Hemd ist mir näher, die Hose ist mir schon ein bisschen weiter weg, der Teppich ist noch ein Stück weiter weg, die Wand ist noch ein Stück weiter weg, die Decke ist noch ein Stück weiter weg und trotzdem sind es Texturen oder Textilitäten, mit denen ich es zu tun habe.

Wir sind hier auch umgeben von Textilien oder Text, auch hier vor diesem Mikrofon und so weiter. Das Mikrofon selber ist mit einer Metalltextur überzogen und so weiter. Und wir kennen auch in der Kleidung wieder Texte, Textilien, die aus Metall sind und so. Wir haben es also mit einer, eigentlich ist das Textil wie so ein Kristallisationspunkt. Ich sehe das immer wie so ein Kristallisationspunkt, in denen Materialforschung, aber auch Umwelt, jetzt im ganz allgemeinen Sinn, Umweltwissenschaft stattfindet. Ich finde es ja zum Beispiel schon faszinierend, wie wird aus einem Faden eine Fläche? Das ist ja faszinierend ohne Ende, dass man aus einem Faden eine Fläche machen kann und dass man aus einem Gewöllen Faden macht und dass das Stabilität bekommt, dass so Gewölle auf einmal und dass das Stabilität und Tragfähigkeit bekommt, bis hin zu was das alles tragen kann, wo sich eben, und das ist sehr schön, dieses alte Wissen eigentlich sehr zukunftsorientiert.

Es geht nicht darum, dass es neu ist im Sinne von es ist vor allem nicht alt. Neu heißt ja nicht unbedingt, dass es nicht alt ist, sondern neu heiß. Wir können oder vielleicht nennt man es gegenwärtig oder zukunftsorientiert. An der Stelle ist so viel Potenzial drin, dass ich denke, da lässt sich unbedingt noch mal was machen. Und jetzt ist meine Frage, die würde ich jetzt tatsächlich in die Lehre richten. Wie lehre ich denn das alles? Wie ist eure Erfahrung mit dem Lernen von textilbezogenen Gegenständen, sage ich jetzt mal, Und wie ist es aber auch in der Lehre?

Wie lehrt ihr denn Textilhandwerk, aber auch textilbezogene Lehrinhalte oder Stoffe?

Anne

Ich glaube, da gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Und ich glaube, unter uns sind wir uns da aber relativ einig. Also zumindest funktionieren wir gut zusammen in der Lehre. Und das kommt aber natürlich immer darauf an, was man jetzt, wo man gerade ansetzen möchte. Geht es darum, Textil als Ausdrucksmittel für künstlerische Positionen zu nutzen. Dann beschäftigen wir uns einfach erstmal damit, was ist in der Vergangenheit damit passiert, was spielt es jetzt für eine Rolle und nähern uns da auch erstmal so ein bisschen theoretisch dem ganzen Thema, um dann auch in den Austausch zu gehen, also um in Diskussion zu gehen mit den Studierenden, mit der ganzen Gruppe Wir verstehen uns auch als Teil dieser Gruppe und teilen einfach unsere Gedanken, Gefühle, Positionen, Erfahrungen zu diesem Wert, den Textil hat und diesem Potenzial sich auszudrücken, um dann auch ins Machen zu kommen. Und wenn es um dieses Machen geht, mit Textil zu arbeiten und es die Technik zu lernen, sind wir natürlich auch nicht allwissend.

Also wir haben selber auch viel uns selber beigebracht, haben es in kleinen Formaten gelernt, aber sind eben ja auch keine ausgebildeten Textilhandwerkerinnen und sind dadurch natürlich auch darauf angewiesen, einfach mit der Gruppe zusammenzuarbeiten und beginnen zum Beispiel Formate auch gerne mit einem Skill Sharing, das wir OK, wer bringt was schon mit? Jede Person hat irgendwie schon einen Bezug zu einer textilen Technik, hat es vielleicht sogar teilweise in einer Ausbildung gelernt, hat Verwandtschaft, die den Personen das beigebracht hat, hat sich das selbst durch Video Tutorials beigebracht und das versuchen wir miteinander zu teilen, damit wir alle einen grundlegenden Kenntnisstand haben, der sich auf einer ähnlichen Ebene bewegt, um dann in Einzelarbeiten, Kleingruppenarbeiten oder als große Gruppe uns einer Technik noch näher zu widmen und da auch vielleicht tiefer reingehen zu können und das zu professionalisieren.

Simon Frisch

Aha. Also es geht auch darum, das vorhandene Wissen erstmal zu eruieren oder auf den Tisch zu stellen, um dann zu das ist also das Wissen, das wir haben, das ist das, was wir noch erwerben können. Das heißt, ein Teil der Lehre ist auch überhaupt erstmal diese Erhebungen stattfinden zu lassen und dann Wege zu Wissen zu gelangen. Das ist ganz interessant, weil wir immer so Einführungen in wissenschaftliche Arbeiten und so weiter und so weiter. Und diese Techniken habt ihr alle da schon mehr oder weniger mit drin, einfach intrinsisch vom Format her selber. Wie finde ich Wissen?

Anne

Ja, genau. Also das ist natürlich eine der grundlegendsten Dinge. Wie komme ich an mein Wissen und wie teile ich auch mein Wissen, damit andere daraus schöpfen können? Was, glaube ich, für uns immer die wichtigste Grundlage ist, ist einfach auch eine Gruppe zu einer Gruppendynamik zu schaffen, die auf sehr viel Harmonie und Vertrauen auch basiert, um eben das leisten zu können, dass wir miteinander arbeiten und nicht in Konkurrenz zueinander. Ich glaube, diese Mittel, den Joy und ich uns jetzt auch in den letzten Semestern bedient haben, ist vor allem einfach diese Basis zu schaffen, auf der wir das leisten können und diesen Rahmen zu bieten, in dem wir als eine Gruppe zusammenarbeiten.

Simon Frisch

Könnt ihr das beschreiben? Wie ihr das macht?

Joy-Fabienne

Ja, auf der einen Seite ist es so, dass wir jede Session mit einem Teambuilding oder einem Warm-up oder einem Spiel beginnen, sodass man erstmal irgendwie wirklich da ankommt und auch so ein bisschen die Angst vor Mund aufmachen ablegt. Also wenn man sich morgens schon mal in der ganzen Gruppe bewegt hat und sich vielleicht in der Gruppe auch schon unterhalten hat über was, was nicht der Kurs ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass man sich auch im Laufe des Tages noch mal dazu durchringen kann, sich auszutauschen und den Mund aufzumachen, wenn man eine Frage hat oder wenn man einen Beitrag geben möchte. Und auf der anderen Seite versuchen wir auch und ich weiß nicht, wie gut oder ungut das ist, aber Anne und ich machen uns dadurch, dass wir nicht ausgebildet sind und auch Hey, wir sind hier mit diesem und jenem Wissen, aber keine Ahnung, ob ihr es anders macht. Wir machen uns natürlich auf eine gewisse Weise auch vulnerabel, aber dadurch auch nahbar. Also dass wir auch Ihr habt in gewissen Bereichen vielleicht sogar viel mehr Wissen als wir und wir bieten einfach den Raum, um das, was wir alle haben, zu tauschen und zu teilen. Ich glaube, das ist ein großer Teil dessen, was die Gruppen in den letzten Semestern zu guten Gruppen gemacht hat.

Und keine Ahnung, ob es dann auch mal Gruppen gibt, wo das gar nicht funktioniert und wir auf Granit beißen. Das kann natürlich auch immer passieren, aber das ist, wie wir es auch gerne machen und wie es für uns funktioniert. Das ist ja auch wichtig, dass wir das mit Begeisterung tun, was wir tun.

Simon Frisch

Wissen erwerben und Wissen teilen. Das sind, glaube ich, zwei wesentliche Kompetenzen, die man irgendwie in der Lehre mitbringen muss. Und das ist eigentlich das, worum es irgendwie geht. Vertrauen ist, glaube ich, wichtig. Mit Ängsten umgehen, wissen, dass es da Ängste gibt, glaube ich, auch wichtig, dass man nicht reingeht und verstehe nicht, Angst gibt es auch keinen Grund und dann weiß man nicht, was da los ist. Nahbarkeit, Vertrauen und Nahbarkeit, das sind, glaube ich, Sachen, das kann ich teilen. Das spielt in der Lehre eine wahnsinnige Rolle.

Lehre ist letztlich eine Gestaltung von einem Beziehungsverhältnis. Also wenn da keine Beziehung entsteht, dann nimmt man Lehrbuch und zudem muss man aber eigentlich auch eine Beziehung aufbauen. Wenn man keine Beziehung zu was hat, dann lernt man da nichts. Also das ist eigentlich eine Grunderfahrung in ganz vielen Gesprächen kommen wir immer wieder dahin. Also es geht eigentlich um die Gestaltung von Beziehungen Und gibt es auch das Scheitern? Du hast gerade gesagt, es kann auch sein, dass es Scheitern gibt. Scheitern Erfahrungen in eurer Lehre.

Wo hat mal was nicht geklappt? Und wisst ihr vielleicht auch gar nicht, warum?

Joy-Fabienne

Die Frage ist, glaube ich, wie man Scheitern definiert. Ich würde nämlich nicht sagen, dass wir bisher Scheitererfahrungen gemacht haben, aber weil unser Anspruch ja auch nicht ist, dass am Ende irgendwie das perfekte Produkt rauskommt oder die ganze Gruppe sich in den Armen legt und zusammen einen Abschlusslied singt, sondern einfach, dass jeder mit ein bisschen mehr Wissen aus der Sache rausgeht oder ein bisschen mehr Können aus der Sache rausgeht, als die Person reingekommen ist und das Ganze für den späteren Weg nutzen kann. Also selbst wenn das Ergebnis nicht das ist, was wir uns vielleicht vorgestellt haben oder wo wir gesagt mit der Idee gehen wir ins Semester. Es sind nicht unsere Arbeiten. Wir bieten ja eine Plattform, um den Studierenden ein Arbeiten zu ermöglichen. Und wenn jemand bei 0 anfängt, natürlich kommt die Person dann nicht bei 100 raus, sondern dann kommt die Person vielleicht bei 12 oder 20 oder was auch immer raus. Und das ist ja auch schon ein Erfolg, auch wenn es im Vergleich vielleicht nicht nach einem Erfolg aussieht.

Anne

Ich glaube, wichtig ist dabei, sich auch einfach immer selbst innerhalb eines Semesters, innerhalb von einem Lehrprojekt immer wieder selber zu hinterfragen oder die Kursinhalte zu hinterfragen und auch gemeinsam transparent zu besprechen und zu okay, wir sind jetzt an diesem Punkt. Unsere Idee wäre jetzt vielleicht so und so weiter zu machen. Seid ihr damit fein oder wie wollen wir das gemeinsam gestalten? Also auch dieses nicht über die Gruppe hinweg Dinge fordern zu wollen, sondern mit der Gruppe gemeinsam. Ich glaube, das ist immer wichtig. Trotzdem fällt mir zu dem Punkt Scheitern, obwohl ich das niemals als Scheitern, glaube ich, bezeichnet hätte, diese Situation ein, wo wir vor einem Jahr, da war Joy auch mit Kursteilnehmende in einem Kurs mit Sandra Rücker zusammen mit einer Strickerei zusammenarbeiten wollten, um sehr großformatige Banner für das Bahnhofsgebäude in Apolda produzieren zu lassen. Da haben wir uns auch externe Expertise rangeholt, um unseren Wissensschatz zu erweitern und auch um Dinge produzieren zu können, die eben hier nicht möglich sind in der Werkstatt, sondern nur auf sehr großen Strickmaschinen und da ist uns spontan die Strickerei abgesprungen und wir hatten dann sehr große Zeitnot und da haben wir die sehr gute Erfahrung gemacht, das einfach mit dem Kurs gemeinsam zu lösen und zu okay, wir haben jetzt diese Situation, es läuft gerade nicht nach Plan, uns fallen gerade drei Optionen ein, damit umzugehen.

Was würdet ihr machen und wo fühlt ihr euch wohl, mit welcher Entscheidung? Und dann auch einfach gemeinsam diese Schritte zu gehen und daraus zu lernen, was eben auch passieren kann, wenn man in der freien Wirtschaft arbeitet. Es kann passieren, dass mir ProduzentInnen abspringen und ich muss irgendwie einen Umgang damit lernen. Und das haben wir dann in dem Moment gelernt, damit umzugehen. Und trotzdem am Ende sind wir zu unserem Ziel gekommen oder gerade deshalb, weil eben die ganze Gruppe involviert war daran und wir das nicht als Lehrende abfangen mussten.

Joy-Fabienne

Und das auch eine Teambuilding Maßnahme im Endeffekt dann wurde, dass wir gesagt okay, dann jetzt Lösungssuche und every cloud has a silver lining. Wir haben eine sehr viel sympathischere Strickerei oder was heißt sympathischere? Wir haben dann eine Produzentin gefunden, Anke Hammer, die sitzt in Bad Sulza, Jetzt hätte ich fast Bad Berka gesagt, in Bad Sulza, Die hat uns ihre Strickerei gezeigt, die ist super nett. Also es ist ein Kontakt, den haben jetzt auch viele von uns mitgenommen, da ist jetzt ein Austausch da und das ist einfach auch sehr schön. Und ich weiß nicht, ob ich sonst diese Person und diese Strickerei so kennengelernt hätte. Wahrscheinlich nicht.

Anne

Das schweißt dann am Ende auf jeden Fall zusammen, solche Situationen. Und da ändert sich dann vielleicht das Lernziel, was man am Anfang formuliert hat, aber das ist nicht schlimm, weil man hat dann am Ende noch viel mehr gelernt, als eigentlich geplant war.

Simon Frisch

Verstehe ich sehr gut. Das gute Ende finden und dann an dem weitermachen. Fantastisch. Ja, dann gibt es natürlich in dem Sinn kein Scheitern Im Vorfeld haben wir kurz gesprochen oder es ist so angeklungen, die Lehre machen, die ich mir wünsche oder welche Art von Lehre wünsche ich mir eigentlich? Vielleicht, wir sind mit der Zeit schon auf die Zielgerade, sind schon fast durch, aber vielleicht machen wir noch eine Runde. Was wünsche ich mir von der Lehre oder welche Art von Lehre wünsche ich mir?

Joy-Fabienne

Willst du da starten, Lukas?

Lucas

Ja, ich kann mal, der noch etwas länger studiert. Ich muss sagen, dass die Erfahrung mit euch als Dozierende wirklich sehr viel Spaß gemacht hat. Ich mochte euren Ansatz. Ich weiß, das ist für alle Bereiche, alle Fakultäten definitiv möglich. Ich glaube, man möchte auch früh um acht vor einer Vorlesung. Nicht irgendwie noch so ein Spiel spielen. Das sehe ich auch, aber in unserem Kontext hat das sehr viel Spaß gemacht.

Ich bin auch selbst Lehramtsstudent. Ich setze mich mit dem Lehren schon auch viel auseinander und so grundsätzlich die Perspektive zu sagen: Hey, wir sind auch immer noch am Lernen, dass Lehrende halt einfach nicht allwissend sind und so tun, als wären sie es, weil das sind sie nicht. Also egal wie viel, Man kann immer noch mehr lernen, wenn man es von den Studierenden lernt und irgendwie so eine Offenheit für Veränderungen, egal in welcher Hinsicht, auch irgendwie so ein Mitgefühl für Studierende zu haben, irgendwie den Freiraum zu lassen, ob es darum geht, ob es jetzt mental irgendwie gerade vielleicht nicht so gut geht oder anders gesundheitlich, aber auch was so die künstlerischen, gestalterischen Visionen angeht.

Simon Frisch

Ja, danke.

Joy-Fabienne

Ich befinde mich ja gerade in diesem lustigen Zwischenfeld zwischen noch studieren und auch schon ein bisschen lehren oder auch ein bisschen lernen. Und ich wünsche mir von dieser Universität oder von der Lehre an dieser Universität, die ich sehr schätze und sehr mag, dass eben so eine Lehre auf Augenhöhe stattfinden kann, dass man in den Austausch kommen kann, aber auch, dass ein bisschen mehr geguckt wird, wo sind denn gerade die Hauptinteressensfelder. Also ich merke so ein großes, großes Bedürfnis nach textiler Lehre, das jetzt hier irgendwie so ein bisschen notdürftig abgedeckt wird. Und ich würde mir einfach wünschen, dass wenn gemerkt wird, ganz viele Studierende interessieren sich seit vielen Semestern für Textil oder für irgendein anderes Thema. Wer weiß, was da noch kommt oder wer weiß, was da in anderen Ecken brodelt, die ich nicht mitbekomme, Dass ein bisschen flexibler reagiert werden kann, also entweder durch Gastprofessuren oder durch Workshops oder was auch immer, aber dass das nicht so sehr von den Studierenden ausgehen muss, das zu organisieren, sondern dass solche Bedarfe erkannt werden und bisschen besser abgedeckt.

Simon Frisch

Vielen Dank.

Anne

Dem habe ich eigentlich gar nicht so viel hinzuzusetzen. Ich glaube, ihr habt schon alles gesagt. Ich glaube, mein größter Wunsch ist auch einfach diese Verankerung dieser textilen Lehre zu schaffen und das mit einem beständigeren Angebot, obwohl natürlich auch diese Flexibilität, die wir irgendwie beibehalten müssen, dazu führt, dass wir eben reagieren können auf das, was gerade gebraucht wird oder was gerade Thema ist, glaube ich, dass es trotzdem durch eine beständige Position noch besser gewährleistet werden kann.

Simon Frisch

Vielen Dank, ihr drei, für dieses schöne Gespräch.

Joy-Fabienne

Danke dir.

Anne

Dankeschön.

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